Wie Fadenlifting funktioniert

Hannover – Beauty-OPs gegen die Zeichen der Zeit haben ein Image-Problem. Denn bekannt sind vor allem die extremen Negativergebnisse: Das Gesicht wirkt nach dem Eingriff wie eine Maske. So soll es natürlich nicht sein. Und so arbeitet die Branche daran, Korrekturen quasi unsichtbar zu machen.

Das verspricht auch das Fadenlifting. Dabei werden mithilfe einer speziellen Micro-Nadel dünne Fäden in das Fettgewebe direkt unterhalb der Oberhaut eingebracht. Diese Fäden werden angezogen und straffen somit die Haut. «Mittlerweile gibt es Fäden mit feinsten Widerhaken», erklärt der Schönheitschirurg Pejmann Boorboor aus der Parkklinik Hannover. «Diese verstärken den straffenden Effekt noch zusätzlich.»

Doch das sei nicht alles, was diese Methode leistet: Durch den Eingriff komme es zu einer sogenannten Fibrose: «Also einer erhöhten Kollagenproduktion. Das betroffene Gewebe wird dadurch an den behandelten Stellen zusätzlich gestrafft», so Boorboor. Außerdem sei das minimalinvasive Verfahren ohne Skalpell sanft und nahezu schmerzlos, ergänzt Wolfgang Niederdorfer vom Haut- und Laserzentrum an der Oper in München.

Das klingt wie die perfekte Lösung gegen Fältchen. Doch ganz so einfach ist es nicht: «Diese Methode hat klare Grenzen in der technischen Anwendung», erläutert Boorboor. «Sie lässt sich beispielsweise bei einem deutlichen Hautüberschuss nicht anwenden. Dann sind Straffungsoperationen, sprich das klassische Facelift, sinnvoller.» Die Münchner Dermatologin Marion Moers-Carpi ergänzt: «Auch bei sehr dünner Haut ist diese Methode nicht optimal, weil die Fäden durchschimmern können.» Und auch wenn das Gewebe bereits sehr erschlafft ist, reiche die Zugkraft der Fäden bisweilen nicht aus, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Außerdem sei das Fadenlifting, wie jeder Eingriff, nicht ohne Risiken: Es könne zum Beispiel zu einer allergischen Reaktion gegen das Nahtmaterial kommen, so Moers-Carpi. Und auch andere Nebenwirkungen wie Blutergüsse oder Entzündungen sind möglich, erklärt die Kölner Dermatologin Uta Schlossberger. Sie findet es bedenklich, dass der Eingriff teils von Hausärzten, teils von HNO-Medizinern und teils sogar von Kosmetikern vorgenommen wird. «Damit erhöhen sich natürlich die Risiken, nicht zuletzt dafür, dass Ergebnisse zum Beispiel asymmetrisch werden», sagt sie. «Man muss sich auch nichts vormachen: Auch ein Fadenlifting ist ein chirurgischer Eingriff.»

Ein Eingriff, der aber auch Vorteile hat. «Dazu gehört die Tatsache dass diese Methode durchschnittlich 18 Monate lang wirksam bleibt, im Gegensatz zu Behandlungen mit Botox beispielsweise», so Moers-Carpi. Und eine Behandlung dauere nur rund eine Dreiviertelstunde. Gut geeignet sei das Fadenlifting zur Korrektur der Wangenpartie oder von Stirnfalten, ergänzt Niederdorfer.

Die Methode ist zwar in jüngster Zeit vermehrt ins Blickfeld geraten, ganz neu ist sie aber nicht: «Im Laufe der Medizingeschichte wurde mit vielen verschiedenen Materialien experimentiert, unter anderem mit Sehnen, Goretex, Baumwolle oder getrockneten Tierdärmen», sagt Boorboor. «Bereits im antiken Ägypten setzte man Goldfäden in die Haut ein, um dadurch einen Verjüngungseffekt zu erzielen.»

Genau dieses Material wird laut Niederdorfer nun wieder entdeckt. «Seit Neuestem kommen im Fadenlifting Polydioxanon-Fäden, die mit 24-karätigem Gold überzogen sind, zum Einsatz.» Das Edelmetall soll die Kollagenbildung noch intensiver stimulieren und der Straffungseffekt somit größer werden. «Die Goldfäden haben auch eine extrem aufhellende Wirkung. Deshalb sind sie auch besonders geeignet für die Behandlung dunkler Augenschatten.»

Daneben kommen heute vor allem Fäden zum Einsatz, bei denen mit Poly-L-Milchsäure gearbeitet wird. «Ihr Vorteil: Sie sind biologisch abbaubar und verfügen über eine sehr hohe Verträglichkeit», sagt Boorboor.

Aber: Anders als bei Arzneimitteln gebe es für Medizinprodukte wie diese Fäden kein staatliches Zulassungsverfahren, erklärt Maik Pommer vom Bundesinstitut für Arzneimittel-und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. «Wonach der Patient aber fragen sollte, ist die CE-Zertifizierung.» Dieses Zertifikat bestätigt, dass ein Produkt den europäischen Anforderungen entspricht. Und wie teuer ist das Ganze? Die Preise für ein Fadenlifting können bei etwa 1500 bis 2000 Euro liegen, je nach Aufwand, Art der Fäden und der durchführenden Praxis.


(dpa/tmn)

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