Schmidt, Kohl, Schröder und Co.: Was Altkanzler so machen

Der Bundeskanzler ist als Regierungschef der mächtigste Amtsträger in Deutschland: Er bestimmt die Richtlinien der Politik und gibt den Bundesministern Anweisungen. Dabei steht der Bundeskanzler rein faktisch nach der protokollarischen Abfolge erst nach dem Bundespräsidenten und Bundestagspräsidenten an dritthöchster Stelle. Auf den Schultern eines Bundeskanzlers liegt viel Verantwortung, die zu tragen nicht immer einfach ist. Dies zeigt zum Beispiel der Rücktritt Willy Brandts im Jahr 1974, der nach der Enttarnung seines persönlichen Referenten Günter Guillaume als DDR-Spion das Amt des Bundeskanzlers schwer angeschlagen aufgab. Aber was machen Menschen, die derart viel Macht und Verantwortung trugen, nach ihrer aktiven Amtszeit?

Walter Scheel und Helmut Schmidt

Derzeit gibt es vier Altbundeskanzler, die noch nicht verschieden sind. Walter Scheel ist ein Mitglied dieser erlesenen Gruppe, auch wenn es sich bei ihm eher um eine Randfigur handelt, da er das Amt im Jahr 1974 nur für eine Periode von zehn Tagen hielt. Grund war der unerwartete Rücktritt von Willy Brandt, der den damals als Vizekanzler im Amt ansässigen Walter Scheel dazu berief, die Geschäfte des Bundeskanzlers intermediär zu übernehmen, bis Helmut Schmidt als neuer Bundeskanzler gewählt wurde. Derzeit lebt Walter Scheel zusammen mit seiner Frau in dem kleinen Baden-Württembergeschen Städtchen Bad Kronzingen und genießt mit 93 Jahren seinen Ruhestand. Der ebenfalls 93-Jährige Helmut Schmidt befindet sich wie sein Vorgänger seit langen Jahren außer Diensten, äußert aber immer noch aktiv seine Meinung zu politischen Themen und ist als Ratgeber in verschiedenen Medien vertreten. Zudem liegen ihm mehrere Stiftungen am Herzen, die seinen Namen tragen.

Helmut Kohl und Gerhard Schröder

Wahrscheinlich prägten nur wenige die deutsche Politik und das deutsche Land so in solch einem Ausmaß wie Helmut Kohl, der das Amt des Bundeskanzlers über 16 Jahren innehielt. Unter ihm fand die Wiedervereinigung Deutschlands statt, und er war maßgeblicher Initiator der gemeinsamen europäischen Währung. Seit dem Ende seiner Amtszeit engagiert sich Helmut Kohl für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, eine im Jahr 1946 hervorgegangen politische Partei, die unter anderem zur Gründung der DDR beitrug. Die schillerndste Figur in der erlesenen Gruppe der Altkanzler dürfte Gerhard Schröder sein. Nachdem er im Jahr 2005 das Amt des Bundeskanzlers nicht weiter halten konnte, gab er seine politische Karriere auf und arbeitete fortan wieder als Rechtanwalt und Lobbyist. Des Weiteren war er in verschiedenen Positionen in der Wirtschaft tätig, unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG, eine Tochtergesellschaft des russischen, vom Staat kontrollierten Energiekonzerns Gazprom. Bereits während seiner Amtszeit stand Gerhard Schröder dem russischen Energieriesen immer sehr wohlwollend gegenüber, weswegen viele deutsche und internationale Politiker mit Empörung und Kritik reagierten, als Gerhard Schröder seine neue Beschäftigung bekannt gab.

Der Club der alten Kanzler

Der zweite Bundeskanzler Deutschlands, Ludwig Erhard, meinte einmal, Bundeskanzler zu werden sei nicht schwer, Bundeskanzler zu sein dagegen sehr. Wenn man bedenkt, dass es seit Einführung des Amtes im Jahr 1949 gerade einmal acht Bundeskanzler gab, mag man eher sagen, dass es auch schwer fällt, Bundeskanzler zu werden. Aber viel schwerer mögen die Lasten des Amtes wiegen, welche die amtierenden Bundeskanzler zu tragen haben. Dies mag ein Grund sein, weswegen viele Altbundeskanzler nach ihrem Ausscheiden aus der Politik eher ein ruhiges und gemächliches Leben anstreben, fernab von Hektik und großer Macht.

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