Ärger mit der Abstellung: Clubs müssen sich fügen

Warschau – Am Montagmorgen verlor der FC Bayern den Zugriff auf seinen «weltbesten» Stürmer. Robert Lewandowski reiste nach der Gala am Wochenende gegen den BVB wie etliche andere Münchner Profis zu seiner Nationalmannschaft – und kommt hoffentlich gesund zurück.

Die Abstellungspflicht der Vereine für die Länderspiele hatte den Fußball-Rekordmeister schon mehrfach hart getroffen, den Clubs sind aber weitestgehend die Hände gebunden.

Im Streit um Weltmeister Lucas Hernández, den die Bayern im Oktober nicht hatten zur Équipe Tricolore hatten senden wollen, aber eben mussten, hatte Münchens Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eine mahnende Mail an die Franzosen geschrieben und dringend vor einem Einsatz in der EM-Qualifikation gewarnt. Mehr konnte der Club fast nicht machen, geholfen hat es nicht.

Hernández spielte in einem von zwei Spielen, kam vermeintlich genesen zurück, verletzte sich ein paar Tage später aber in der Champions League. Der Rekordeinkauf fehlt seitdem. Er wolle «da keinem die Schuld geben», aber man hätte der Bayern-Einschätzung vor den Länderspielen vertrauen sollen, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Anschluss.

Werden Fußball-Profis für ihre Nationalmannschaft nominiert, wobei die Abstellungspflicht in der Regel am Montagmorgen beginnt, bestimmt das «Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern» des Weltverbands FIFA die Rechte und Pflichten. Einfach krank geschrieben absagen geht nicht. «Ein Spieler, der infolge einer Verletzung oder Krankheit einem Aufgebot des Verbandes des Landes (…) nicht Folge leisten kann, muss sich auf Verlangen einer medizinischen Untersuchung durch einen vom Verband bezeichneten Arzt unterziehen», heißt es etwas sperrig in den Statuten.

In Leipzig wurde die Abstellung des Tschechen Patrik Schick zum Ärgernis. Der Stürmer hatte sich im Oktober im Testspiel gegen Nordirland erneut verletzt. RB-Trainer Julian Nagelsmann berichtete anschließend verärgert von einer nicht eingehaltenen Absprache mit dem tschechischen Verband, nach der sein Spieler eigentlich nur im vorausgegangenen Pflichtspiel hätte zum Einsatz kommen sollen. «Das ist extrem unglücklich», sagte der Coach. Für die beiden abschließenden Partien in der EM-Qualifikation wurde Schick nicht nominiert.

Im Fall von Lewandowski, der nach seinen beiden Toren beim 4:0 gegen Dortmund von Interimstrainer Hansi Flick als bester Stürmer der Welt geadelt worden war, dürften sich der polnische Verband und der Rekordmeister abgesprochen haben. Laut «Kicker» wird sich der 31-Jährige nun in der Winterpause einem nötigen Eingriff an der Leiste unterziehen, der wohl auch in der Länderspielpause hätte gemacht werden können.

«Es ist seine Entscheidung, wann er sich operieren lässt. Ich glaube, er hat so einen Lauf, dass ich es mir an seiner Stelle auch überlegen würde», sagte Flick. Am Samstag in Jerusalem gegen Israel und drei Tage später in Warschau gegen Slowenien müsste Lewandowski zudem nicht unbedingt über die volle Distanz spielen. Die Polen sind bereits für die EM 2020 qualifiziert.


(dpa)

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