Auf Putins Kumpel ist Verlass: Rotenbergs Formel-1-Projekt

Sotschi – Wladimir Putins Kumpel Boris Rotenberg verfolgt seine Investments ganz genau. Das war bei seinen Pipelinegeschäften für einen Gaskonzern so, das ist in der Formel 1 mit seinem Zögling Sergej Sirotkin nicht anders.

Der Williams-Pilot ist ein Paydriver, also einer jener Fahrer, die mehr durch ihre millionenschwere Alimentierung als durch ihre Steuerkünste beeindrucken. Als zweiter Russe nach Landsmann Daniil Kwjat kann sich Sirotkin am Sonntag (13.10 Uhr) beim Grand Prix in Sotschi vor seinem Heimpublikum präsentieren. Für Rotenbergs Investment geht es auch darum, seine Zukunftstauglichkeit in der Formel 1 zu beweisen.

Russlands PS-Nachwuchs verdankt seinen Aufschwung Boris Rotenberg (61). Er ist Geschäftsmann mit besten Beziehungen zum Kreml und der jüngere Bruder von Arkadi Rotenberg (66), einem früheren Judopartner von Putin in St. Petersburg. Die Moskauer Ausgabe der US-Zeitschrift «Forbes» führt den älteren Bruder auf Platz 40 der russischen Milliardäre, der jüngere Boris liegt mit geschätzt 1,2 Milliarden US-Dollar (1,02 Milliarden Euro) Vermögen auf Platz 83.

Die beiden studierten Sportler genießen in Russland einen zweifelhaften Ruf als «Könige der Staatsaufträge». Arkadi Rotenberg durfte in den vergangenen Jahren teure Objekte für Olympia in Sotschi 2014 oder die neue Brücke auf die Halbinsel Krim bauen und ein System für die Lastwagenmaut einrichten. Das Vermögen von Boris stammt aus lukrativen Röhrengeschäften mit dem Gaskonzern Gazprom.

Wie alle russischen Oligarchen, die etwas auf sich halten, fördern sie den Sport. Bei Arkadi ist es Eishockey, bei Boris sind es Judo und Motorsport. Der Vater von fünf Kindern fährt auch selber Langstreckenrennen. Zusammen halten die Rotenbergs mehr als 90 Prozent an der SMP Bank, der Nummer 30 unter Russlands Geldhäusern. SMP Racing heißt dann auch das großangelegte Programm, den Rennsport in Russland populärer zu machen und junge Fahrer zu fördern.

Sirotkins Aufstieg ins Williams-Cockpit zu Beginn dieser Saison ist der bislang größte Erfolg. Eine Mitgift von angeblich rund 17 Millionen Euro pro Jahr hatte seine Einstiegschancen sicher nicht geschmälert. «Wenn Sergej nicht so schnell wäre, hätte es gar keine Verhandlungen über einen Vertrag gegeben», meinte Rotenberg und verwies auf das Können des 23-Jährigen.

So ähnlich lautete der Wortlaut auch bei Lance Stroll. Der Kanadier ist sogar noch vier Jahre jünger als sein Stallrivale Sirotkin und hat einen gönnerhaften Vater. Lawrence Stroll ist durch Beteiligungen in der Modebranche schwerreich geworden und finanziert seinem Sohn die Karriere. Stroll senior kaufte sich erst bei Williams ein und ist mittlerweile am klammen Force-India-Team beteiligt.

Stroll junior dürfte nach zwei Jahren zur neuen Saison also in ein schnelleres Auto wechseln. Sirotkin holte gerade mal einen Punkt und muss hoffen, beim derzeit schlechtesten Rennstall wenigstens bleiben zu dürfen. «Man kann an Geld nur schwer rankommen. Bekommt ein Fahrer finanzielle Unterstützung, ist das ein Bonus», sagte Co-Teamchefin Claire Williams über einen Vorzug Sirotkins.

Für den Bonus sorgt Boris Rotenberg. SMP Racing soll zu einer weltweiten Marke werden. Rotenbergs nächstes Ziel ist ein russisches Team in der Formel 1. «Dafür tun wir alles, was möglich ist. Noch lernen wir, aber SMP Racing ist unser Testgelände», sagte Rotenberg. «Aber langsam, Schritt für Schritt nähern wir uns der Formel 1.»


(dpa)

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