Bayern machen Königsklassen-Rekord perfekt

München – Sechs Spiele, sechs Siege – der FC Bayern hat mit einer Rekord-Gruppenphase in der Champions League seine Ergebniskrise in der Bundesliga abgeschüttelt.

Beim 3:1 (2:1) gegen Tottenham Hotspur beklagten die Münchner aber eine womöglich schwere Verletzung des Torschützen Kingsley Coman. Der Franzose verletzte sich kurz nach seinem Führungstreffer (14. Minute) vermutlich am linken Knie. Vor 70.000 Zuschauern sorgten Thomas Müller (45.) und Philippe Coutinho (64.) nach dem 1:1 von Ryan Sessegnon (20.) für den verdienten Sieg des deutschen Fußball-Rekordmeisters.

Die Bayern schlossen als erstes deutsches Team eine Vorrunde in der Königsklasse mit dem Maximum von 18 Punkten ab – und das zugleich mit dem besten Torverhältnis aller Sechs-Siege-Teams. Als Gruppengewinner bekommen die Münchner am Montag einen Zweiten für das Achtelfinale zugelost. Das Kaliber reicht von Atalanta Bergamo bis Real Madrid.

«Wir wollten gewinnen, um uns auch selbst zu bestätigen, dass das, was wir machen, auch das Richtige ist», sagte Müller im TV-Sender Sky. Sein Team hätte wieder «einen Anflug von Pech gespürt», meinte er mit Blick auf einige Aluminiumtreffer. «Trotzdem haben wir das durchgezogen.» Zwar habe Tottenham Personal geschont, «aber für uns war das elementar wichtig, dass wir gewinnen.» Müller wertete dies auch als Zeichen für die letzten drei Aufgaben des Jahres in der Bundesliga, in der die Bayern auf Rang sieben abgerutscht sind.

Nach den Niederlagen in der Bundesliga gegen Leverkusen und in Mönchengladbach und dem Abrutschen auf Platz sieben wertete Trainer Hansi Flick den Sieg gegen Tottenham mit Blick auf die letzten drei Liga-Aufgaben auch als «Zeichen, dass wir auf dem Weg weiter bleiben sollen». Durch Verletzung von Coman sah er er aber einen «Schatten» auf dem Erfolg.

Dem Spiel beider Mannschaften war anzumerken, dass der FC Bayern schon als Gruppensieger feststand und Tottenham ebenfalls schon fürs Achtelfinale qualifiziert war. Das war bereits bei den Aufstellungen zu erkennen, denn weder Flick noch Mourinho schickten eine Bestformation ins Rennen.

So ließen die Bayern etwa den dauerbelasteten und eigentlich unverzichtbaren Robert Lewandowski draußen. Anstelle des zehnmaligen Königsklassen-Saisontorschützen durfte sich Ivan Perisic im Sturmzentrum versuchen, ehe er nach der Coman-Verletzung auf den linken Flügel rückte. Der eingewechselte Müller übernahm den Lewandowski-Part in vorderster Linie.

Die Bayern kamen insgesamt besser in die Partie und hatten deutlich mehr Spielanteile, brauchten aber zehn Minuten, um ihre Präzision zu finden. Einer der Aktivposten in der ersten Hälfte war Tottenham-Schreck Serge Gnabry, der beim 7:2 im Hinspiel in London vier Mal getroffen hatte.

Die erste Chance hatte allerdings Benjamin Pavard (12.), der volley nach Flanke von Perisic an Tottenhams Keeper Paulo Gazzaniga scheitert, Thiagos anschließender Nachschuss war zu harmlos. Zwei Minuten später traf dann Coman nach Gnabrys Zuspiel. Mitten in die Bayern-Dominanz fiel der Ausgleich durch Sessegnon (20.).

Vier Minuten später dann der Schreck: Coman verletzte sich nach einer Ballannahme ohne Gegnereinwirkung offenbar am linken Knie. Der 23-Jährige humpelte gestützt auf Betreuer zur Untersuchung in die Kabine. «Das sah nicht gut aus», meinte sein Ersatz Müller. Im vergangenen Jahr hatte Coman gleich zweimal wegen schwerer Bandverletzungen am linken Fuß jeweils länger pausieren müssen.

Die Gastgeber zeigten sich aber nur kurz beeindruckt. Sie bestimmten wieder mehr und mehr das Geschehen. Die Partie gegen Tottenhams B-Team bekam für die Münchner mehr und mehr den Charakter eines besseren Testspiels und ließ nach den letzten Bundesliga-Niederlagen kaum Aussagen für die letzten drei Liga-Aufgaben bis Weihnachten zu.

Gnabry (38.) hatte zunächst Pech mit einem Schuss an den linken Pfosten. Kurz vor der Pause dann erneut die verdiente Führung durch den für Coman gekommenen Müller (45.), der nach einem Pfostenschuss von Alphonso Davies am schnellsten reagiert. Sekunden später haute Coutinho den Ball an die Unterkante der Latte.

Auch nach dem Wechsel waren die Bayern überlegen, aber lange Zeit nicht mehr so zwingend wie in Hälfte eins. Der Unterhaltungswert sank mehr und mehr – bis Coutinho (64.) aus 18 Metern traf. Sein erster Champions-League-Treffer für die Bayern war der verdiente Lohn für für sein nimmermüdes Engagement. Danach passierte kaum noch etwas. Die Spieler beider Mannschaften waren sichtlich bemüht, Zweikämpfe aus dem Weg zu gehen und Verletzungen zu vermeiden.


(dpa)

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