Biegler entfacht Begeisterung bei Handball-Frauen

Leverkusen – Begeisterung. Kein Wort fällt bei den deutschen Handballerinnen derzeit häufiger. Alles dreht sich um die Begeisterung, die der neue Bundestrainer Michael Biegler bei seinen «Ladies» entfacht hat.

Vor dem EM-Auftakt am Sonntag im schwedischen Kristianstad gegen die Niederlande schwärmen die Spielerinnen und die Verantwortlichen im Deutschen Handballbund (DHB) davon, wie Biegler die Mannschaft komplett neu justiert hat.

Zwischen dem 55-Jährigen und der deutlich verjüngten DHB-Auswahl stimmt die Chemie. Das hatten bei Bieglers Amtsantritt im April die Wenigsten erwartet. «Es ist beeindruckend, wie genau er die Ziele formuliert, und wie er uns trotz härtestem Athletiktraining auch Spaß vermittelt», sagt Mannschaftskapitänin Anna Loerper über den Coach.

Im Januar dieses Jahres verlor Biegler seinen Job als Trainer des Männer-Bundesligisten HSV Hamburg, weil dieser Insolvenz anmeldete. Nur zwei Wochen später kündigte der frühere Leichtathlet als Nationaltrainer der polnischen Männer, weil man bei der Heim-Europameisterschaft sang- und klanglos das Ziel Halbfinale verpasst hatte.

Eigentlich sollte Biegler fortan im Auftrag des Weltverbandes IHF, für den er schon länger als Dozent arbeitete, ein Entwicklungshilfe-Projekt in Uganda leiten. Doch dann überzeugte ihn DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld von der reizvollen Aufgabe des Frauen-Bundestrainers. Obwohl er bis dato nur im Männer-Handball gearbeitet hatte, sagte Biegler zu.

Er fuhr Tausende von Kilometern durch ganz Deutschland, um nicht nur Spiele, sondern auch Trainingseinheiten aller 40 Spielerinnen zu sichten, die für das große Projekt Heim-Weltmeisterschaft 2017 im erweiterten Kader stehen. Er gab Trainern und Spielerinnen Tipps – und er entfachte jene Begeisterung, die deutschen Nationalspielerinnen in den vergangenen beiden Turnieren gefehlt hatte. «Die Spielerinnen können es kaum erwarten, zur Nationalmannschaft zu kommen. Das war nicht immer so», preist Sommerfeld die Arbeit des Bundestrainers.

Bieglers Fokus liegt erst einmal auf Athletik und Abwehr. Und darauf, im deutschen Frauenhandball neue Strukturen aufzubauen. «Man muss den Hut vor den Ladies ziehen, die neben Leistungssport auch noch Beruf, Studium oder Schule absolvieren. Es ist eines unserer Hauptziele, diese duale Karriere zu fördern, auch finanziell, und so das Optimum herauszuholen», sagt Biegler.

Auf dem Weg zur WM 2017 im eigenen Land ist die am Sonntag beginnende EM ein Zwischenschritt, mehr nicht. Angesicht der schweren Vorrunden-Konkurrenz, zu der neben Auftaktgegner Niederlande noch Frankreich und Polen gehören, wäre der Einzug in die Hauptrunde ein Erfolg. Entsprechend gelassen geht Biegler die Aufgabe an: «Ich habe zwei Patronen, einen Fehlschuss habe ich frei. Wenn es bei der EM nicht läuft, kann man mir alle Schuld geben. Ich halte das aus.»


(dpa)

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