Bierhoffs Zorn auf FIFA wegen Finanzlücke

Kasan – Die Aussicht auf ein sattes Millionen-Minus für die Fußball-Weltmeister beim Confederations Cup brachte Oliver Bierhoff richtig in Rage.

Unmittelbar nach der Auslosung für den WM-Testlauf im kommenden Sommer polterte der DFB-Teammanager los und nannte die für das Finanzdilemma aus seiner Sicht schuldige FIFA beim Namen. Nicht der Gastgeber Russland müsse sich der Kritik stellen, sondern der aus seiner Sicht knausrige Weltverband.

«Ich finde es nicht in Ordnung, dass wir hier ein Turnier zu einem schwierigen Zeitpunkt spielen und wir als Verband noch draufzahlen müssen. Wir kommen als Weltmeister, als eine große Mannschaft. Wir versuchen, freundlich gegenüber dem Land zu sein. Und haben letztendlich 1,6 Millionen Dollar Startgeld», sagte Bierhoff der Deutschen Presse-Agentur in Kasan.

Laut Bierhoff wird die für den Weltmeister verpflichtende Teilnahme am Turnier vom 17. Juni bis 2. Juli 2017 in jedem Fall zu einem Zuschussgeschäft. «Es werden nur geringe Kapazitäten von Hotels bezahlt. Bei dem heutigen Stand werden wir als Verband draufzahlen, auch wenn wir gewinnen», sagte Bierhoff. Für den Turniersieg würde der DFB 4,1 Millionen Dollar kassieren. Für den WM-Sieg 2014 hatte der deutsche Verband von der FIFA 35 Millionen Dollar bekommen. Das gesamte Preisgeld für den Confederations Cup beläuft sich nun auf 20 Millionen Dollar für alle acht Teams.

Eine Reaktion der FIFA auf diese ungewöhnlich harsche Kritik steht noch aus. Weltverbandschef Gianni Infantino war schon auf der Rückreise nach Zürich, als Bierhoff die Verbalkeule auspackte. Nach dpa-Informationen war die Thematik beim Teamworkshop der acht Teilnehmer mit der FIFA am Tag vor der Auslosung intensiv diskutiert worden. Der Weltverband nimmt das Thema demnach ernst. Eine Lösung ist aber offenbar noch nicht in Sicht.

Die FIFA übernimmt laut der Turnierregularien die Hotel- und Reisekosten für 40 Delegationsmitglieder. Mittlerweile gehören zum Tross der Nationalmannschaften neben den 23 Spielern aber deutlich mehr Betreuer- und Trainerpersonal. Die DFB-Delegation dürfte auch beim Confed Cup rund 60 Personen umfassen.

«Das ist schwer vermittelbar. Da ist noch nicht mal eine Prämie für die Spieler eingerechnet. Das ist keine Kritik an Russland, sondern an der FIFA. Das sollte von der FIFA einfach berücksichtigt werden. Ich weiß, dass ich da auch im Sinne der anderen teilnehmenden Länder spreche», legte Bierhoff nach. Kleinere und deutlich finanzschwächere Verbände wie Neuseeland sieht Bierhoff als Verbündete.

DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge hatte bereits beim DFB-Bundestag Anfang des Monats in Erfurt die finanziell schwer zu kalkulierende Russland-Reise beklagt. Eines haben FIFA und DFB nach der juristisch teuren Skandal-Aufarbeitung gemeinsam: Sie sind finanziell klamm. Am Zürichberg hat die neue Generalsekretärin Fatma Samoura einen rigiden Sparkurs ausgerufen.

Er verlange kein «Gewinn-Geschäft», sagte Bierhoff am Samstag und fügte mit einem Augenzwinkern angesichts der Personaldiskussionen um eine mögliche deutsche B-Elf beim WM-Testlauf an: «Die FIFA muss auch sparen – da sparen wir aber auch am Kader.»


(dpa)

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