Blum feiert Weltmeisterschaft mit Mangos fürs Pferd

Tryon – Simone Blum konnte es auch Stunden später noch nicht fassen. «Weltmeisterin, das muss ich erst verarbeiten», sagte die Springreiterin nach ihrem WM-Sieg in Tryon. Vor ihrem Rückflug von Charlotte nach München meinte sie: «Das werde ich wohl erst Zuhause begreifen.»

Der Name Simone Blum steht nun in einer Reihe mit Größen wie Hans Günter Winkler, Hartwig Steenken, Gerd Wiltfang, Norbert Koof und Franke Sloothaak. 24 Jahre nach dem bisher letzten Einzel-Gold im Springreiten durch Sloothaak setzte sich die Reiterin aus dem bayerischen Zolling in North Carolina souverän durch – als erste deutsche Frau.

Als einziges Paar blieben Blum und ihre Stute Alice in fünf Runden der Weltmeisterschaft in den USA ohne Strafpunkt. Mit nur 3,47 Strafpunkten siegte sie vor den Schweizern Martin Fuchs mit Clooney (6,68) und Steve Guerdat mit Bianca (8,00).

«Fünf Runden ohne Fehler ist unfassbar», sagte die Reiterin, die erst seit zwei Jahren auf internationalem Niveau reitet – dank Alice. «Sie hat so ein großes Herz», sagte sie immer wieder. Als Belohnung gab es für die elfjährige Stute «zehn Mangos, das habe ich ihr versprochen». Nicht Heu oder Hafer – Mangos sind die Leibspeise von Alice: «geschält und ohne Kern». Gerechnet hatte Blum mit dem Sieg offenbar nicht, denn sie gestand: «Die muss ich jetzt erstmal besorgen.»

Blum behielt als letzte Reiterin die Nerven. Vier Strafpunkte hätte sie sich leisten können, es blieb bei einem einzigen wegen Überschreitung der erlaubten Zeit. «Ich war nicht sicher, ob ich mir einen Abwurf leisten konnte», weil sie den Ritt von Fuchs nicht gesehen hatte: «Da habe ich mir gedacht, ich reite besser ohne Fehler.»

Blum behielt die Nerven. «Die letzten Tage war ich nicht nervös», berichtete sie. Am letzten Tag der WM «aber ein bisschen», gab die Reiterin zu, die Alice erst seit vier Jahren reitet. Ihr Lebensgefährte Hans Günther Goskowitz hat die Stute ausgesucht.

Zusammen mit Goskowitz betreibt Blum einen Sportstall im oberbayerischen Landkreis Freising. In vier Wochen wird geheiratet. Goskowitz nimmt den Namen seiner Freundin nach der Hochzeit an. «Das ist ja jetzt kein schlechter Name», sagte die neue Weltmeisterin vergnügt.

Das nächste große Ziel sind die Olympischen Spiele in zwei Jahren in Japan. Angst, dass Alice verkauft wird, muss sie nicht haben. «Sie wird in jedem Fall bei uns bleiben», sagte Blum. «Ich habe die besten Sponsoren der Welt – meine Eltern.»

Ihr Vater Jürgen Blum ritt in der Vielseitigkeit bei den Olympischen Spielen 1996. Sie selber war mit zwölf Jahren bayerische Ponymeisterin. Kurz vor dem Abitur stürzte sie schwer, lag mit Hirnblutungen im Krankenhaus. Nach einer Pause spezialisierte sie sich aufs Springen.

Den ersten großen Erfolg gab es erst vor einem Jahr. Bei den deutschen Meisterschaften gewann Blum den Titel – natürlich mit Alice. Seitdem reitet sie auf höchstem Niveau, bestreitet Fünf-Sterne-Turniere wie in Stuttgart, wo sie im Herbst das Master gewann.

Doch Blum setzt ihre Stute gezielt ein, ließ einige Chance bei hoch dotierten Veranstaltungen aus. Sie konzentrierte sich in dieser Saison allein auf die WM – und wurde dafür belohnt.


(dpa)

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