Derby gegen Schalke birgt Risiken für BVB-Coach Favre

Gelsenkirchen – Erstes Schicksalsspiel für Trainer Lucien Favre, knifflige Bewährungschance für die Mannschaft – für Borussia Dortmund steht eines der brisantesten Revierderbys der vergangenen Jahre an.

Nur ein Sieg des Titelaspiranten am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Erzrivalen FC Schalke 04 kann helfen, den Frust über den mutlosen Auftritt des BVB bei Inter Mailand (0:2) zu vertreiben. «Wir durchleben im Moment keine einfache Phase», bekannte Sebastian Kehl. Aus Sorge vor weiterem Ungemach nahm der Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung die Profis in die Pflicht: «Jetzt müssen wir zeigen, dass wir wissen, um was es geht.»

Obwohl der Bundesligavierte aus Dortmund bei nur einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Mönchengladbach eigentlich noch passabel im Meisterrennen liegt und auch in der Champions League noch alle Chancen auf das Achtelfinale hat, wächst im Umfeld die Kritik an der Arbeit von Favre. Seine zaudernde und vorsichtige Art scheint sich zunehmend auf die Mannschaft zu übertragen. Nach nur zwei Siegen in den vergangenen sieben Pflichtspielen steht der Schweizer mächtig unter Druck. Viel wird für ihn davon abhängen, wie der BVB das schwere Programm mit Partien gegen Mönchengladbach (Pokal), Wolfsburg, Inter Mailand und FC Bayern binnen 14 Tagen bewältigt.

Noch versichert die Clubspitze, keine Trainerdiskussion zu führen und dementiert Gerüchte über ein angebliches Interesse an Starcoach José Mourinho. Nach den schlechten Erfahrungen aus dem Jahr 2017, als Peter Stöger im Dezember die Nachfolge von Peter Bosz antrat, würde sich Michael Zorc die Suche nach einem neuen Trainer während der Saison liebend gern ersparen. Nicht zuletzt deshalb sehnt der Sportdirektor eine deutliche Reaktion der Mannschaft auf die harsche Kritik der vergangenen Tage herbei: «Ich erwarte, dass wir am Samstag alles dafür tun, um das Derby zu gewinnen.»

Die Rückkehr von Marco Reus könnte helfen, dass sein Wunsch in Erfüllung geht. Der in Mailand schmerzlich vermisste Kapitän hat seinen grippalen Infekt überwunden und dürfte deshalb in die Startelf zurückkehren. «Wir wissen um die Wichtigkeit von Marco, er bringt Torgefahr mit sich», sagte der ehemalige Profi Kehl voller Hoffnung auf mehr Offensivpower der Dortmunder.

Anders als die Dortmunder gehen die nur einen Punkt schlechteren Schalker mit Rückenwind in die Partie. Nach einem Jahr mit zwischenzeitlicher Abstiegsangst sorgte der neue Trainer David Wagner für einen deutlichen Aufwärtstrend. Mut macht zudem die jüngste Derbybilanz: Von den letzten sieben Duellen mit dem ungeliebten BVB ging nur eins verloren.

Dass der BVB noch am Mittwoch in der Champions League antreten musste und dabei wenig Mut für das Derby schöpfte, sieht David Wagner nicht als Vorteil. «Das ist mir relativ latte. Daraus kann man nicht automatisch Vor- oder Nachteile ableiten. Im Derby ist es immer unerheblich, was vorher war», sagte der neue Schalke Coach, der zwischen 2011 und 2015 die zweite Mannschaft der Dortmunder trainiert hatte.

Nach seiner Einschätzung hat sich sein Team mit einem guten Saisonstart auch beim BVB Respekt verschafft: «Diese Dortmunder Mannschaft hat relativ wenig Schwächen. Das ist individuell absolutes Topniveau. Aber ich glaube, da ist angekommen, dass es im Moment nicht das Prickelndste ist, gegen uns zu spielen.» Doch bei aller Vorfreude hofft Wagner, dass ein Team nicht übermotiviert in die Partie geht: «Die Idee ist, sich auf das Wesentliche zu beschränken und sich von der Euphorie freizumachen. Emotionalität ist gerade in einem solchen Spiel top, aber der Fokus sollte auf dem Wesentlichen liegen.»


(dpa)

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