Die Philosophie von Werder-Coach Kohfeldt: Lernen und lehren

Düsseldorf – Florian Kohfeldt weiß ganz genau, was er im Sommer machen will. Unter anderem wird er den Fußballprofis von Werder Bremen in der Vorbereitung auf die neue Bundesligasaison beizubringen versuchen, noch «cleverer, kühler und abgezockter zu sein».

Bei diesen elementaren Eigenschaften sieht der 36 Jahre alte «Trainer des Jahres» nach dem 1:4 (1:2) bei Fortuna Düsseldorf augenscheinlich noch deutliche Nachbesserungsmöglichkeiten in seinem Team. «Diese Woche war zu früh und zu viel für uns», sagte Kohfeldt nach dem bitteren 2:3 im Pokal-Halbfinale gegen die Bayern und der Liga-Pleite von Düsseldorf.

Was Kohfeldt damit andeutete, ist klar: Er sieht die Entwicklung der Auswahl um deren Leader Max Kruse noch keineswegs als abgeschlossen an. Er möchte das gesamte Potenzial abrufen, und zwar so, dass Werder, zumindest sportlich, irgendwann und dauerhaft wieder auf gleicher Ebene wie die Münchner oder die Dortmunder agieren kann.

«Das hier sind Punkte, die du nicht verlieren darfst.» Dieser Kohfeldt-Satz besagte vieles, auch im Rückblick auf die aktuelle Spielzeit. Werder hat einfach zu viele Zähler liegen lassen gegen Clubs wie Hannover, Nürnberg oder Stuttgart. 46 sind erreicht, mit der Europa League könnte es noch etwas werden. «Ich hake noch nichts ab. Wir werden es probieren, so lange es möglich ist», kündigte Kohfeldt für die Aufgaben gegen den BVB, bei 1899 Hoffenheim und zum Schluss gegen Leipzig an.

Aus Rückschlägen lernen, aufstehen, weitermachen. Das lebt Kohfeldt in Bremen vor, seitdem er die Mannschaft im Herbst 2017 in einer bedrohlichen Situation übernahm. Was daraus wurde, lobte DFB-Mann Oliver Bierhoff bei Kohfeldts Ehrung zum Coach des Jahres: «Für Werder Bremen ist er ein Glücksfall.» Und dieser Glücksfall hakte das 1:4 in Düsseldorf schnell ab: «Wir lernen einfach immer dazu.»

Das sollten die Werder-Profis. Und sie werden es, weil so etwas Dummes wie vor den 52 500 Zuschauern künftig verhindert werden soll: Nach 48 Sekunden lag Werder durch Benito Raman 0:1 zurück, nach 22 Minuten und Kenan Karamans unwiderstehlichem Solo stand es 0:2. «Es war eine katastrophale Leistung», kommentierte Kapitän Kruse im ZDF den Gesamtauftritt. Sein Foulelfmetertor (28. Minute) war zu wenig, Rouwen Hennings (56.) und Markus Suttner (73.) machten alles klar gegen Werder und für die Fortuna.

Deren Coach Friedhelm Funkel, mit 65 immerhin 29 Jahre älter als Kohfeldt, wirkte fast ein bisschen wehmütig, als er nach dem 4:1 eine Bilanz zog, obwohl noch nichts zu Ende ist. Die Spielzeit 2018/19 werde wahrscheinlich «nicht zu toppen sein». Viele, auch viele vermeintliche Experten, hatten das Funkel-Team als einen der sicheren Absteiger getippt – und was daraus wurde, fasste der Routinier in einem Satz zusammen: «Für mich ist es das schönste Jahr meiner Trainerkarriere.»


(dpa)

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