Duo mit Doppelpass rennt in Schottland für Germany

Glasgow – Wenn ein Amerikaner in Aschaffenburg geboren wird, in St. Louis aufwächst, in Seattle lebt und jetzt im schottischen Glasgow zum ersten Mal als Leichtathlet für Deutschland startet, dann ist das schon außergewöhnlich.

Für den 24 Jahre alten Deutsch-Amerikaner Amos Bartelsmeyer beginnt am Freitag um 13.30 Uhr eine neue Zeitrechnung: Bei der Hallen-EM (1. bis 3. März) tritt er zum ersten Mal bei einer internationalen Meisterschaft an – er hat sich für das Deutschland-Trikot entschieden.

«Das ist ein wahnsinnig aufregendes Gefühl. Das hatte ich schon immer im Hinterkopf, für Deutschland zu laufen», sagte Bartelsmeyer der Deutschen Presse-Agentur. Sein Deutsch ist (fast) perfekt. «Bis zum College war ich ja jedes Jahr bei der Familie meiner Mutter in Aschaffenburg», erzählte der junge Mann, der Mitte Februar in Leipzig in 7:54,39 Minuten Hallen-Vizemeister über 3000 Meter wurde.

Noch 68 Hundertstelsekunden besser war sein Landsmann Sam Parsons (7:53,71). Der neue deutsche Meister hat ebenfalls einen Doppelpass, auch er rennt in Glasgow die 3000 Meter im DLV-Trikot. Beide haben sich – rein zufällig – der LG Eintracht Frankfurt angeschlossen.

«Das ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn ich am Freitag beim Vorlauf auf der Bahn stehe. Für Deutschland zu starten – diesen Tag werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen», sagte Parsons der dpa. «Ich lebe jetzt in Deutschland, in Diez, alle Menschen hier haben mir hier sehr geholfen. Danke dafür», erzählte der 24-Jährige, der seine Zukunft auf der 5000-Meter-Strecke sieht.

«Das ist mehr ein Glücksfall als ein Politikum. Sam und Amos waren ja schon immer Deutsche – nun haben sie es ein bisschen spannend gemacht», sagte Bundestrainer Georg Schmidt über das Duo mit Doppelpass. «Die Ankunft der beiden ist so etwas wie ein Hallo-Wach-Signal. Da müssen die Etablierten aufpassen», warnte der 33-Jährige. «Amos und Sam sind gute Jungs. Die wollen angreifen!»

Und nicht erst im Sommer oder bei der Wüsten-WM in Katar (27. September bis 6. Oktober), sondern schon in Glasgow. «Wir wollen ins Finale. Dort kämpfen dann sechs, sieben Läufer um die Medaillen. Wenn wir mit Intelligenz und Herz laufen, sind wir dabei», sagte Parsons. Bartelsmeyer gibt ihm recht: «Wir wollen ins Finale und dann richtig Gas geben.» Eine Medaille? Durchaus möglich. Parsons ist die Nummer sechs, Bartelsmeyer der Siebte der europäischen Saison-Bestenliste.

Einen Hauch von Hollywood hat die Geschichte von Samuel Parsons, der auch in offiziellen Statistiken nur als «Sam» durchgeht. Als er im vorigen Sommer ein Rennen im belgischen Heusden als 14. völlig in den Sand setzte, fuhr er enttäuscht zur Familie seiner Mutter an die Lahn. Sein Onkel fragte ihn beim Abendessen, wann er denn nun für Deutschland laufen wolle. Die Option lag auf der Hand, denn Parsons war international noch nie im US-Trikot gerannt.

In der Nacht muss er sich dann wohl entschieden haben. Als er am Morgen mit frischen Frühstücksbrötchen nach Hause kam, sagte er seiner Mutter, dass er künftig im deutschen Nationaltrikot antreten will. «Da brach meine Mutter vor Freude in Tränen aus. Ein Moment, den ich nie vergessen werde.» Seit 6. September 2018 besitzt Parsons den deutschen Pass, der Leichtathletik-Weltverband IAAF gab grünes Licht. Und so wird in Glasgow hinter den Namen Bartelsmeyer und Parsons «GER» in den Ergebnislisten stehen.


(dpa)

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