Ein Jahr nach WM-Aus: Neuer weiter Nr 1 – Acht sind weg

Berlin – Vor genau einem Jahr scheiterte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erstmals bei einer WM schon in der Gruppenphase. Das 0:2 gegen Südkorea im russischen Kasan war der Tiefpunkt des total missratenen Versuchs der Titelverteidigung.

Bundestrainer Joachim Löw leitete den Umbruch Richtung EM 2020 ein und sortierte unter anderen auch mehrere Weltmeister von 2014 aus. Für acht von 23 Spielern ist das Kapitel Nationalmannschaft zumindest erst einmal beendet, andere sind fixe Größen beim Neuaufbau.

Manuel Neuer: Der Kapitän hatte keine leichte Saison. Er rechtfertigte den Nummer-1-Status erst mit starken Leistungen im Schlussspurt. Schwächephasen darf es aber keine mehr geben.

Marc-André ter Stegen: Der Herausforderer wird immer lauter. Spielte für Barcelona wieder eine Top-Saison und wird von vielen Experten schon besser eingeschätzt als Neuer. Noch ist Geduld gefragt.

Kevin Trapp: Die Rückkehr aus Paris nach Frankfurt hat sich gelohnt. Mit der Eintracht lange auf der Europa-Euphorie-Welle und dabei mit konstant guten Leistungen. Er lauert auf seine Chance.

Marvin Plattenhardt: Für den Berliner lief nach dem missglückten WM-Abenteuer vieles schief. Bei der Hertha verletzt, mit schwachen Auftritten und teilweise sogar raus aus der Startelf.

Jonas Hector: Nach der WM nur noch mit zwei DFB-Einsätzen. Schaffte mit Köln die Rückkehr in die Bundesliga und ist damit wieder mehr im Blickfeld. Die Konkurrenz auf links ist größer geworden.

Matthias Ginter: Ein Gewinner. Der Gladbacher spielt in Löws Defensivkonzept eine deutlich größere Rolle, als es ihm viele zugetraut haben. Kann rechts und in der Dreierkette zum Zug kommen.

Mats Hummels: Die Ausmusterung traf ihn hart. Doch Löw macht Geschwindigkeit zum Gradmesser. Da hat der Dortmund-Rückkehrer mittlerweile Schwächen. Seine gute Rückrunde ändert daran nichts.

Sami Khedira: Von Löw zunächst «vorläufig» nicht berücksichtigt. Doch längst ist klar – die DFB-Zeit ist vorbei. Im Frühjahr mit Herzproblemen. Nach Operation wieder zurück im Juve-Kader.

Julian Draxler: Das überrascht: Der Confed-Cup-Kapitän hatte im Starensemble von Paris Saint-Germain die meisten Einsätze. Bei Löw im offensiven Mittelfeld aber derzeit nur Ergänzungsspieler.

Toni Kroos: Der Real-Star entging trotz durchwachsener Saison dem verspäteten Löwschen Reformeifer. Im Gegenteil: Der Spielgestalter darf sich weiter zur Regeneration Länderspiel-Auszeiten genehmigen.

Timo Werner: Stürmte mit Leipzig immerhin auf Platz drei und ins Pokalfinale. Doch im DFB-Dress ist die Konkurrenz groß. Zuletzt in der EM-Qualifikation ohne Einsatz.

Mesut Özil: Der WM-Verlierer. Verspielte durch seine zur Schau gestellte Verbundenheit mit Türkei-Präsident Erdogan die letzten Sympathien. Bei Arsenal erst durchwachsen, dann enttäuschend.

Marco Reus: Reifte bei Dortmund als Kapitän zu einem großen Leistungsträger. Der verpasste Titel in der Bundesliga ärgerte ihn maßlos. Bei Löw mit 30 Jahren endlich eine fixe Größe.

Thomas Müller: Die magische Marke von 100 Länderspielen durfte er als Last-Minute-Joker gegen Holland noch vollmachen – dann wurde auch er von Löw abserviert. Bei den Bayern weiter mit Engagement dabei.

Leon Goretzka: Der Confed-Cup-Sieger gehört zur Umbruch-Generation. Löw mag den Mittelfeldmann. Mit klugen Äußerungen gegen Rassismus bewies er auch schon sein Führungspotenzial abseits des Platzes.

Niklas Süle: Löws neuer Abwehr-Chef. Der Münchner ist ein Gewinner der Ausbootung seiner Vereinskollegen Hummels und Boateng. Die große internationale Klasse und Konstanz muss er jetzt nachweisen.

Antonio Rüdiger: Beim FC Chelsea spielte der Innenverteidiger eine konstant gute Rolle. Im Saisonschlussspurt aber verletzt. Bei Löw neben Süle ein neuer Abwehr-Fixpunkt.

Jérôme Boateng: Das Ende kam im Oktober in Amsterdam. Löw konnte nicht mehr übersehen, dass der moderne Tempo-Fußball den Münchner oft überfordert. Auch bei den Bayern in unwürdiger Nebenrolle.

Joshua Kimmich: Von Löw gleich nach dem WM-Desaster auf die geliebte Sechser-Position befördert. Ein Gesicht des Neuanfangs. Nimmt die Herausforderung als Führungsspieler liebend gerne an.

Sebastian Rudy: Der Wechsel zum FC Schalke 04 war ein großer Rückschritt. Weit weg von seiner großen Confed-Cup-Form und deshalb auch weit weg vom Nationalteam.

Julian Brandt: Spielte mit Leverkusen eine gute Saison. Muss im Nationalteam aber viel effektiver werden. Bei Borussia Dortmund kann er den nächsten Schritt machen.

Ilkay Gündogan: Der Anti-Özil. Überstand die Erdogan-Krise, weil er sich gut erklärte. Meister und Pokalsieger mit Man City. Im DFB-Trikot ein wichtiger Faktor.

Mario Gomez: Der Stuttgarter verstand schnell, dass es für ihn keine Zukunft mehr im DFB-Trikot gibt und trat zurück. Die Saison lief dann mit dem VfB-Abstieg richtig bitter.


(dpa)

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