Eintracht Frankfurt bangt um Champions-League-Platz

Frankfurt/Main – Das war noch lange nicht Chelsea-tauglich. Unmittelbar vor dem wichtigsten Europapokal-Spiel seit 39 Jahren herrscht bei Eintracht Frankfurt großer Frust.

«Ich habe mir etwas anderes erwartet. Das sind Big Points, die wir herschenken», monierte Trainer Adi Hütter nach der von Fehlern überhäuften und gänzlich uninspirierten Nullnummer gegen Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga. Die Eintracht bleibt zwar weiter auf dem vierten Tabellenplatz, verpasste aber einen Riesenschritt in Richtung Königsklasse.

Zwischen der unerwarteten Europa-Titelchance und dem Liga-Endspurt mit Chance auf die erstmalige Champions-League-Teilnahme geht der Eintracht nach einer Marathonsaison dem Anschein nach die Kraft aus. «Zuhause gegen so ein Team so zu spielen, das ist einfach schade und traurig», schimpfte Torhüter Kevin Trapp.

Schon am 2. Mai (21.00 Uhr/RTL und DAZN) muss im Europa-League-Halbfinale gegen den FC Chelsea eine deutliche Leistungssteigerung her. «Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen. Mit der Leistung heute schaut es am Donnerstag nicht so gut aus», sagte Hütter sichtlich enttäuscht.

Die spielerische Leichtigkeit und der bedingungslose Siegeswille, der die Eintracht im Winter und Frühjahr über mehrere Monate ausgezeichnet hatte, waren zuletzt nur noch international zu sehen. In der Liga gab es nur zwei Punkte aus den vergangenen drei Spielen für die Hessen. «Wir wollen uns den Platz nicht mehr wegnehmen lassen. Wir werden alles geben, dass wir den Platz behalten», sagte Trapp über Rang vier, den sich die Eintracht vor Saisonbeginn wohl nicht einmal erträumt hätte. Schließlich hatten die Abgänge von Trainer Niko Kovac und vier Stammspielern dem Verein einen echten Aderlass beschert.

Doch es lief in der Saison deutlich besser als erwartet. Und mit den starken Leistungen stiegen auch die Erwartungen. Ein am Ende sogar glückliches 0:0 gegen die Hertha ist so vor den höchstbrisanten Endspiel-Wochen ein herber Rückschlag. «Wenn du Champions League spielen willst, solltest du diese Spiele gewinnen. Das Ziel haben wir nicht geschafft», sagte Verteidiger Martin Hinteregger. Wer in Europa gegen Inter Mailand, Benfica Lissabon und Olympique Marseille spielen durfte, träumt im Folgejahr natürlich von noch größeren Aufgaben: wie dem FC Chelsea.

«Es kommt ein riesengroßer Gegner auf uns zu. Aber wir haben gezeigt, dass wir mit Champions-League-Teams mithalten können. Es wird ein Riesenfight und eine Riesennacht hier», sagte Hinteregger. Doch die Vorzeichen für die beiden Chelsea-Kracher stehen nicht gut. Während die Londoner im Halbfinale als klarer Titelfavorit gelten, muss Hütter im Hinspiel neben dem verletzten Sebastien Haller auch auf den gesperrten Vize-Weltmeister Ante Rebic verzichten. «Natürlich tut uns das weh. Aber am Donnerstag geht es nur in der Mannschaft, so wie gegen Benfica», sagte Trapp.

Auch das Bundesliga-Programm hat es in sich. Gastspiele in Leverkusen und beim FC Bayern, dazwischen das prestigeträchtige Rhein-Main-Derby gegen den FSV Mainz 05. Der ersehnte Platz vier im Kampf gegen Gladbach, Hoffenheim und Leverkusen dürfte zu einer Zitterpartie bis zum letzten Spieltag werden. «Der Druck liegt sicher nicht bei Eintracht Frankfurt», sagte Hütter. Die enttäuschten Mienen und der Frust nach dem Hertha-Spiel hinterließen einen anderen Eindruck.


(dpa)

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