FC Bayern: Lehrreiche USA-Reise – Hoeneß-Entscheidung naht

New York (dpa) – Die Niederlage im Prestigeduell mit Real Madrid brachte im Sonderflieger des FC Bayern keinen um den Schlaf.

Das 0:1 gegen den Champions-League-Sieger vor über 80 000 Zuschauern im MetLife-Stadion konnte vor dem Nachtflug aus New York zurück nach München den positiven Gesamteindruck der strapaziösen Werbetour des deutschen Fußball-Rekordmeisters in drei US-Städte nicht trüben.

Trainer Carlo Ancelotti blickte am Ende seiner ersten großen Reise als Bayern-Coach in eine verheißungsvolle Zukunft. «Ich habe auf der Reise gelernt, dass ich ein wirklich gutes Team habe», sagte der Italiener: «Und mit den Spielern, die jetzt noch dazukommen, haben wir die Chance, ein wirklich starkes Team zu bilden.» Am Freitag endet für die EM-Teilnehmer um Manuel Neuer und Thomas Müller der Urlaub, auch die Millionen-Zugänge Mats Hummels und Renato Sanches treten dann ihren Dienst an der Säbener Straße an.

Die Saisonvorbereitung kann damit richtig losgehen. «Wir können eine fantastische Saison spielen», meinte Ancelotti, der schon wieder lächelte, als er in der Pressekonferenz seine kanadische Frau Mariann und seine Schwiegermutter im Raum entdeckte. Nach der kurzen Fragerunde gab es für die beiden Damen Küsschen. Dann ging es für den Bayern-Tross rasch zum Flughafen.

Auch die Spieler grämten sich nicht lange über den verpassten Prestigeerfolg, für den Danilo in der 79. Spielminute mit einem haltbaren Distanzschuss sorgte, bei dem sich Torwart Sven Ulreich verschätzte. «Natürlich wollten wir gewinnen, aber wir wissen, es war nur ein Vorbereitungsspiel», erklärte Xabi Alonso. Der langjährige Real-Profi wurde in den Katakomben herzlich von Madrids Präsident Florentino Pérez begrüßt und umarmt.

Ohne den angeschlagenen Franck Ribéry (Adduktorenprobleme) und den erneut pausierenden Rückkehrer Holger Badstuber hatten die Bayern die erste Spielhälfte dominiert. «Da waren wir die bessere Mannschaft, da hatten wir die besseren Torchancen», urteilte Kapitän Philipp Lahm. David Alaba schoss einen Freistoß an den Pfosten. US-Boy Julian Green scheiterte freistehend an Torwart Francisco Casilla.

«Fußballerisch ist noch Einiges mehr drin», resümierte Lahm. Auf den drei Reisestationen Chicago, Charlotte und New York ging es aber nicht um sportlichen Ruhm und Titel, sondern vor allem um Werbung für die Marke FC Bayern. Die Note «Eins plus» verteilte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge insbesondere für den gelungenen Werbeeinsatz.

Nach der Rückkehr aus Amerika drängt die Zeit. Schon am Sonntag kommender Woche kommt es in Dortmund zum emotional aufgeladenen Supercupduell mit der Borussia. Der BVB mit Heimkehrer Mario Götze gegen die Bayern mit Ex-BVB-Kapitän Mats Hummels: «Ein wichtiges Spiel», erklärte Xabi Alonso.

Robert Lewandowski und Co. sollen schon dort wieder mitmischen. «Einfach ist das nicht für die Spieler, die bei der EM waren, wenig Urlaub hatten und jetzt nur eine kurze Vorbereitung haben», sagte Lahm mit Blick auf den Ligastart in drei Wochen gegen Werder Bremen. «Aber in den letzten Jahren haben wir es immer gut hinbekommen», erinnerte der Kapitän des Serienmeisters.

Noch vor dem Supercup wird erwartet, dass der nicht mit in die USA gereiste Ex-Präsident Uli Hoeneß sein Comeback beim Rekordmeister verkündet. Ein knappes halbes Jahr nach der Haftentlassung scheint der 64-Jährige entschlossen zur Rückkehr an die Spitze des Vereins. «Ich gehe davon aus, dass er das eine oder andere Gespräch mit Karl Hopfner in der Richtung zu führen hat, damit das entsprechend harmonisch abläuft», berichtete Rummenigge vor der Rückreise aus Amerika. Der stets loyale Hopfner, der im Mai 2014 die Nachfolge von Hoeneß antrat, hatte durchaus Lust am Präsidentenposten gewonnen.

Man gehe im Verein entspannt mit der Situation um, versicherte Rummenigge. Die Erwartungshaltung ist intern und extern gleich. «Ich habe immer gesagt: Wenn er es nochmal macht, glaube ich, gibt es keinen, den das beim FC Bayern überraschen würde.» Überraschend wäre nur ein Verzicht von Hoeneß auf eine Kandidatur fürs Präsidentenamt.

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(dpa)