Gladbach überwindet Krise – Keine Champions-League-Laberei

Mainz – Dieter Hecking blieb in der Krise besonnen und auch nach deren Ende. «Die Delle hätten wir gerne vermieden, aber das gehört auch zum Verlauf einer Saison dazu», sagte der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach nach dem 1:0 (0:0) im Bundesligaspiel beim FSV Mainz 05.

«Auch in den Phasen, als es gut lief, sind wir ruhig geblieben und waren nicht euphorisch.» Nach 2:12-Toren und nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen war das Erfolgserlebnis in Mainz für den Champions-League-Anwärter dennoch ein Befreiungsschlag, wenn auch ein sehr glücklicher. «Es war ein dreckiger Arbeitssieg, doch das sind die schönsten», meinte Kapitän Lars Stindl. Nach einer Hereingabe hatte Tobias Strobl den Ball mit dem Schienbein unbeabsichtigt quer zu Nico Elvedi gelenkt, der den Siegtreffer (63. Minute) aus Nahdistanz erzielte.

«Ich war etwas überrascht, dass der Ball zu mir gekommen ist und froh, als er drin war», sagte der 22 Jahre alte Innenverteidiger, der zuletzt bei der 1:5-Heimpleite gegen den FC Bayern keine gute Figur gemacht hatte. «Es zeugt davon, dass Nico sich schüttelt, wenn er mal ein oder zwei Spiele schlecht spielt – aber kein drittes mehr», lobte Hecking den Schweizer Jungprofi und kommentierte den Arbeitssieg nüchtern: «Wir nehmen das 1:0 zur Kenntnis.»

Warum die Borussia in die Krise gerutscht war, dabei drei Pleiten im Borussia-Park kassierte und den 13. Rekordheimsieg verspielte, ist auch für ihn weiter ein Rätsel. «Vielleicht sind wir zu sehr auf der Heimserie rumgeritten», mutmaßte Hecking. «Da hat uns der Fußball-Gott mal gezeigt, dass es auch zu Hause Niederlagen geben kann.»

Mit dem Sieg in Mainz haben die Gladbacher punktemäßig (minus neun Tore) mit dem Tabellendritten RB Leipzig wieder gleichgezogen. «Soll ich nun endlich rauslassen, Champions League ist unser Ziel? Das erreicht man nicht mit Laberei», begegnete Borussia-Sportchef Max Eberl den nun wieder steigenden Erwartungen gereizt.

Angesichts der drängenden Rivalen aus Frankfurt, Leverkusen und Wolfsburg sagte er aber auch: «Wenn wir unsere Punkte machen, können die anderen machen, was sie wollen.» Mit dem schmucklosen Erfolg («Sieg ist Sieg») habe man eine «gute Reaktion» gezeigt «und ein Stück weit Vertrauen zurückgewinnen» können.

«Jetzt gilt es den Kopf wieder hochzunehmen», sagte Hecking, der in krisenhafter Lage selbst kühlen Kopf bewahrte und sich nicht nur damit für höhere Trainer-Aufgaben empfahl. Nicht ohne eine gewisse Pikanterie ist, dass er im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF bekräftigte, Interesse am Bundestraineramt zu haben.

Schließlich steht Amtsinhaber Joachim Löw in der Kritik, die Krise der Nationalmannschaft und aktuell den Umgang mit den von ihm geschassten Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels nicht clever zu managen. Hecking betonte aber auch: «Erstmal sehe ich im Moment nicht die Notwendigkeit, weil Jogi Löw es über Jahre richtig gut macht. Auch wenn er bei der WM eine schlechte Phase gehabt hat.» Sollte der Zeitpunkt irgendwann passen und der DFB in Dieter Hecking den passende Bundestrainer sehen, «dann würde ich mir sicherlich ernsthaft darüber Gedanken machen», sagte der Borussia-Coach.


(dpa)

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