Gullydeckel sorgt für Trainingsabbruch in Baku

Baku – Ein gefährlicher Zwischenfall mit einem schlecht befestigten Gullydeckel hat vor dem Formel-1-Rennen in Baku zum vorzeitigen Abbruch des ersten Trainings geführt.

Etwa zwölf Minuten nach Beginn der Einheit am Freitag in Aserbaidschan fuhr der Brite George Russell mit hohem Tempo über die Straßenabdeckung, diese wurde von seinem Williams angesaugt und zerstörte spektakulär den Unterboden des Autos. Teile des schwer beschädigten Boliden flogen auf einer langen Geraden des Stadtkurses am Kaspischen Meer dabei unkontrolliert durch die Luft.

«Mein Körper wurde richtig durchgeschüttelt. Der Motor ist ausgegangen und der Boden wurde ruiniert», sagte Russell dem TV-Sender Sky. Offenbar hatte der Ferrari von Charles Leclerc zuvor den Gullydeckel von der Straße gelöst, wie auf TV-Aufnahmen zu sehen war.

«So etwas erwartet man nicht auf einer Formel-1-Strecke. Wir werden das sicher mit der Rennleitung besprechen, denn die Gullydeckel sollten sich nicht lösen», sagte Claire Williams, stellvertretende Chefin des britischen Teams: «Der Schaden am Auto ist ganz offensichtlich groß.» Die Unfallfolgen machten einen Wechsel des Chassis notwendig, der 21 Jahre alte Neuling Russell konnte daher nicht mehr am zweiten Training am Nachmittag teilnehmen.

Weltmeister Lewis Hamilton kritisierte bei Twitter: «Wie konnten sie das nur nicht richtig checken und versiegeln.» Versuche, die Strecke schnell wieder in Ordnung zu bringen, scheiterten. Die Verantwortlichen entschieden sich stattdessen zu einer gründlichen Prüfung des gut sechs Kilometer langen Kurses. Insgesamt sollen sich rund 300 Gullydeckel auf der temporären Rennstrecke befinden, alle wurden von Mitarbeitern einzeln auf Mängel überprüft.

Es war nicht das erste Mal, dass eine lockere Straßenabdeckung in der Formel 1 für einen Zwischenfall sorgte. Im Training zum Großen Preis von Monaco 2016 schlug Jenson Button ein Gullydeckel den Frontflügel komplett kaputt. 2017 in Malaysia schlitzte eben jenes kiloschwere Metallobjekt Romain Grosjean seinen rechten Hinterreifen auf.

Alle anderen Fahrer mussten nach dem Zwischenfall sofort an die Box. Der zerstörte Williams von Russell wurde auf einem Lkw zurück zum Team gebracht und blieb dabei an einer Fußgängerbrücke hängen. Dabei lief Flüssigkeit auf die Straße und sorgte für zusätzliche Probleme.

Leclerc und der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel hatten zuvor in der Hauptstadt Aserbaidschans für Ferrari die einzigen, allerdings wenig aussagekräftigen Runden gedreht. Die anderen 18 Piloten blieben zum Auftakt vor dem vierten Saisonrennen am Sonntag (14.10 Uhr/RTL und Sky) ohne gezeitete Umläufe. Die zweite Trainingssession sollte um 15.00 Uhr MESZ beginnen.


(dpa)

(dpa)