Hamburger Derby: Unsicherer HSV gegen erstarktes St. Pauli

Hamburg – Die Vorbereitung auf das Emotions-Derby gegen den FC St. Pauli begann für den Hamburger SV in der Fremde. 

Am Morgen nach dem 0:0 in der 2. Fußball-Bundesliga bei der SpVgg Greuther Fürth absolvierten die HSV-Profis noch in Franken eine regenerative Einheit, ehe sie mit der Bahn in die Hansestadt zurückreisten. Die Nullnummer in Fürth war da kaum noch ein Thema, es zählte allein das Prestige-Duell am Sonntag. Als Stimmungsaufheller taugte der Teilerfolg in Fürth nach der 0:5-Blamage gegen Jahn Regensburg ohnehin nicht, bestenfalls als halber Mutmacher.

«So ein Derby ist ein großes Spiel. Da entscheiden manchmal andere Dinge, nicht nur, wer spielerisch die bessere Mannschaft ist», meinte Offensivspieler Khaled Narey. «Jeder muss bei 110 Prozent sein und sich in die Zweikämpfe werfen. Wenn wir das machen, dann denke ich, dass wir die bessere Mannschaft sind.»

Für viele Fans in in der Hansestadt ist es das Spiel der Spiele. Schon lange sind alle 57.000 Tickets ausverkauft. Für seine eigenen Anhänger veranstaltet der FC St. Pauli ein Public Viewing im Millerntor-Stadion. Die 15.000 Plätze war ebenfalls schnell vergeben.

Mehr als sieben Jahre lang mussten sie auf das Duell verzichten. Der erstmalige Bundesliga-Abstieg des HSV machte das Stadtderby am Sonntag (13.30 Uhr) möglich. Obwohl beide Teams in der Englischen Woche ran mussten, wird nur über die 100. Auflage des Duells in einem Pflichtspiel gesprochen.

Protagonisten der letzten Begegnung – damals noch in der Bundesliga – kramen in ihren Erinnerungen – vor allem ehemalige St. Paulianer. Das 1:0 des Kiezclubs am 16. Februar 2011 im Volksparkstadion ist für dessen Anhängerschaft unvergesslich geblieben, auch wenn am Ende der Saison trotz des Prestigeerfolgs der Abstieg stand. Er werde gerade jetzt immer wieder von St. Pauli-Fans auf seinen Siegtreffer von damals angesprochen, sagte Gerald Asamoah. «Dann merkt man schon, was man für ein Tor geschossen hat», meinte der heutige U23-Manager des FC Schalke 04.

Die Schmach von damals spielt beim HSV heute keine Rolle mehr. Die Pleite gegen Regensburg am vergangenen Sonntag hat die Mannschaft verunsichert. Trainer Christian Titz wirkt erstmals seit seinem Amtsantritt angespannt, obwohl er mit Platz drei vor dem achten Spieltag noch einigermaßen im Soll ist. Ein Sieg im prestigeträchtigsten Spiel der Saison würde ihm viel Druck nehmen. «Ich muss bei der Mannschaft keine große Spannung aufbauen. Das Spiel an sich spricht für sich selbst», sagte der 47-Jährige.

Der FC St. Pauli geht indes gestärkt in das Derby. Die Siege beim FC Ingolstadt und gegen den SC Paderborn waren die richtigen Anheizer vor dem Duell mit dem ungeliebten Nachbarn. «Wir fahren dahin, um zu gewinnen und unsere Neun-Punkte-Woche zu vollenden», kündigte Abwehrspieler Philipp Ziereis an. Nach dem Paderborn-Spiel am Mittwoch skandierten die Fans mit Blick auf Sonntag: «Auswärtssieg, Auswärtssieg!»

Polizei und die Bundespolizei stehen vor großen Herausforderungen. Hamburgs Polizeisprecher Timo Zill sprach von einem «überdurchschnittlichen Einsatz» im Vergleich zu anderen Spielen. Insgesamt rechnet er mit 700 bis 1000 gewaltbereiten Fans, die jeweils zur Hälfte der HSV- und der St. Pauli-Seite zugerechnet werden. Auch Anhänger anderer Clubs aus dem In- und Ausland werden erwartet, die sich mit den jeweiligen Fan-Gruppen der Hamburger Vereinen verbunden fühlen. Doch Zill ist zuversichtlich: «Wir kennen und können Derby.»


(dpa)

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