Hoffnung des VfB Stuttgart lebt – Sieg gegen Hannover 96

Stuttgart – Nach dem 1:5 von Hannover 96 beim VfB Stuttgart pustete Trainer Thomas Doll einmal kräftig durch und fällte dann ein vernichtendes Urteil über seine Mannschaft.

«Ich bin ja schon lange im Geschäft. Aber so einen Auftritt habe ich auch noch nicht gesehen. Es ist schwer, Worte zu finden», sagte der 52-Jährige nach der Niederlage im Kellerduell der Fußball-Bundesliga. «Das, was wir da abgeliefert haben, das hatte mit Bundesliga nichts zu tun.»

Doll ist erst seit fünf Spielen Trainer des Tabellenvorletzten und scheint schon jetzt an der von Manager Horst Heldt und seinem Vorgänger André Breitenreiter zusammengestellten Mannschaft zu verzweifeln. «Was soll man nach einem 1:5 sagen? Nach so einem saft- und kraftlosen Auftritt in der ersten Halbzeit?», fragte er und schimpfte über den «Grottenkick». 0:1 nach vier Minuten, 0:2 nach 16 und 0:3 nach 45 Minuten – Doll war schon zur Pause restlos bedient.

Hilfreich für die Tabellensituation mit weiterhin einem Punkt Vorsprung auf Schlusslicht 1. FC Nürnberg aber nun fünf Zählern Rückstand auf den VfB und Rang 16 war das Ergebnis ohnehin nicht. «Die Tabelle sieht ja auch nicht so gut aus. Aber das Schlimmste war der Auftritt», sagte Doll. Oder, wie es der eingewechselte Marvin Bakalorz formulierte: «Es fühlt sich so ein bisschen an wie Treibsand. Man will raus, man will strampeln, aber irgendwie kriegt man es nicht aufs Parkett.»

Schon nach wenigen Sekunden traf Ex-Nationalstürmer Mario Gomez den Pfosten und lieferte den mitgereisten 96-Fans damit einen Vorgeschmack auf die folgenden Minuten. In der vierten Minute traf er zur Führung, die Winter-Neuzugänge Ozan Kabak (16./45.) und Steven Zuber (78./81.) bescherten den Schwaben vor 55.781 Zuschauern den ersten Sieg nach zuvor acht Partien ohne Erfolg. Jonathas (68.) gelang der Treffer für die Gäste. Die Hoffnung des VfB Stuttgart auf den Verbleib in der Bundesliga lebt – die Abstiegssorgen von Hannover 96 werden nach einem desolaten Auftritt dagegen immer größer.

«Wir haben den Befreiungsschlag herbeigesehnt. Man merkt, dass eine Last abfällt. Es war ein verdienter Sieg. Dass er so hoch ausgefallen ist, freut uns umso mehr. Die erste Halbzeit war richtig gut. Das war nicht zu erwarten», sagte VfB-Sportvorstand Thomas Hitzlsperger und Gonzalo Castro fügte hinzu: «Das war so ein Spiel, das jeder hier gebraucht hat. Wir waren willig, wir wollten das Spiel gewinnen. Das haben wir am Ende dann auch gemacht.»

Bei Bakalorz war dagegen die Enttäuschung riesig. «Ich kann es mir nicht erklären. Alles war zu behäbig. Wir kommen in jeder Situation einen Schritt zu spät. So kannst du dich in der Bundesliga nicht präsentieren. Wir waren überhaupt nicht eklig», sagte er und fügte hinzu: «Ob die Mannschaft zu lieb ist oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall stehen wir da. Wenn du das Fußball-ABC nicht auf den Platz bringst, wird es schwer.»

Nur der VfB erweckte den Eindruck, unbedingt in der Liga bleiben zu wollen. Was Hannover dagegen anbot, war über weite Strecken nicht bundesligatauglich. Einsatzbereitschaft, Zweikampfverhalten, Offensivstärke – den Gästen mangelte es an fast allem. Hinzu kamen immer wieder teils katastrophale Abwehrschnitzer. «Das darf nicht passieren. Woche für Woche kommen solche Böcke zustande und das ärgert mich. Maßlos», sagte Doll vor der Heimreise nach Hannover. Nächster Gegner der Niedersachsen am kommenden Sonntag: Europapokalanwärter Bayer 04 Leverkusen.


(dpa)

(dpa)