Jenseits der Öffentlichkeit: Keke Rosberg wird 70

Monaco – Im Sommer dieses Jahres machte es sich Keke Rosberg auf einer Dachterrasse im Formel-1-Fahrerlager von Monaco gemütlich und sprach mit seinem Sohn Nico. Der Weltmeister von 1982 Seite an Seite mit dem Weltmeister von 2016.

Dass Vater und Sohn miteinander reden, ist nichts Ungewöhnliches. Doch der Senior und der Junior haben keine ganz einfache Beziehung zueinander. Und darüber hinaus hat sich Keke Rosberg, der heuate seinen 70. Geburtstag feiert, 2010 eigentlich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Monaco stellte eine Ausnahme dar.

Vater und Sohn absolvierten in ihren Weltmeister-Wagen quasi vor der Haustür im Fürstentum einen Show-Auftritt am Rande des Grand Prix. Der Ende der Saison 1986 zurückgetretene Keke quetschte sich in einen Williams FW08, der Ende der Saison 2016 zurückgetretene Nico zwängte sich in einen Mercedes W07. Die werbewirksame Ausfahrt dauerte nur wenige Kilometer, nach der Zieldurchfahrt umarmten sich beide.

Keke, der eigentlich Keijo Erik mit Vornamen heißt, blieb der Formel 1 auch nach 114 Grand Prix und fünf Siegen lange verbunden. Nach seinem Rücktritt fuhr er zwar unter anderem noch in der DTM, war Teambesitzer und arbeitete als TV-Experte. Rosberg war aber auch Manager seiner finnischen Landsmänner Mika Häkkinen und JJ Lehto. Seinem Sohn Nico, der 2006 sein Debüt in der Königsklasse des Motorsports feierte, stand er als Ratgeber zur Seite.

Ganz reibungslos verlief dieses Verhältnis selten. Manchmal sei er nach Hause gekommen und sein Vater habe ihn noch mit Fragen gelöchert, obwohl er einfach nur noch seine Ruhe haben wollte, erzählte Nico einmal. Das habe den Vater verrückt gemacht. «Wir sind ziemlich komplizierte Menschen», sagte der Filius. «Es war meine größte Leistung, dass ich ihn zum richtigen Zeitpunkt habe gehen lassen», räumte Keke Rosberg ein. Spätestens als der Sohn begann, immer mehr Ratschläge und Entscheidungen zu hinterfragen.

Zum Gehenlassen gehörte auch der Rückzug aus der Öffentlichkeit 2010. Damals habe er als Vater eines Formel-1-Piloten an der Rennstrecke im Grunde nichts zu tun gehabt und sei stets nach seiner Meinung zum Sohn befragt worden. «Ich konnte das nicht weitermachen. Ich habe alles kategorisch beendet und wurde zu einem Einsiedler», meinte Keke Rosberg lachend.

Eine Ausnahme hatte er aber schon vor der Ausfahrt in Monaco gemacht. Als sich Nico in Abu Dhabi zum Weltmeister krönte, war Keke vor Ort. In der Garage umarmten sich Vater und Sohn innig. «Ich bewundere ihn für seine mentale Stärke und Hingabe», lobte Keke seinen Nico.

Genau diese beiden Attribute zeichneten auch den Senior aus. Die Lust an der Geschwindigkeit erbte Keke Rosberg, der eigentlich Zahnarzt oder Programmierer werden wollte, von seinen Eltern. Vater Lars, ein finnischer Tierarzt, und Mutter Lea, eine schwedische Apothekerin, fuhren selber gerne Rallyes in Skandinavien.

Dass Keke Rosberg Weltmeister wurde, hatte auch mit einer glücklichen Fügung zu tun. Der Finne hatte sich einen Ruf als kompromissloser Fahrer erarbeitet. «Jeder wusste: Wenn der Verrückte kommt, ist es besser, aus dem Weg zu gehen», sagte Keke Rosberg. Später würde er von sich sagen: «Ich bin ein großspuriger Mistkerl.»

Auf so jemanden musste Frank Williams zurückgreifen, nachdem Alan Jones nur ein Jahr nach dem Gewinn der Formel-1-WM Ende der Saison 1981 überraschend seinen Rücktritt verkündet und damit den Rennstall in Zugzwang gebrachte hatte. Also bekam Rosberg das Cockpit bei Williams. Ein Sieg in 16 Rennen reichte ihm dann zum Titel.

«Er ist ein Fahrer, der mit einem irrsinnigen Einsatz fährt, manchmal vielleicht etwas zu viel», meinte Niki Lauda, der damals im McLaren ein Konkurrent des im schwedischen Solna geborenen Rosberg war. «Er ist aber sicher ein würdiger Weltmeister.»

Keke Rosberg genießt heute zusammen mit seiner Frau Sina das Leben jenseits der Öffentlichkeit, etwa wenn Sohn Nico, Schwiegertochter Vivian sowie die Enkelinnen Naila und Alaia zu Besuch sind. Vom überraschenden Rücktritt seines Sohnes erfuhr Keke damals aber nicht direkt. «Ich habe die Nachricht von meiner Frau bekommen», erzählte er. «Der letzte Satz war: Sag’s bitte auch Papa.»


(dpa)

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