Löw nach Quali-Pleite: «Qualitätsmängel haben wir keine»

Hamburg – Fragen an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:4 im EM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande am Freitagabend in Hamburg.

Frage: Wie bewerten Sie die Niederlage gegen die Niederlande?

Antwort: Zunächst einmal ist es ein enttäuschendes Ergebnis. Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, dass es so auch in Ordnung geht. Über 90 Minuten betrachtet, war Holland die bessere Mannschaft. Wir haben das ganze Spiel so ein bisschen unter unserem technischen Niveau gespielt. Viele Bälle haben wir verloren. Viele Kombinationen sind nicht so gelungen. Dadurch kam Holland sehr gut ins Spiel, war sehr druckvoll. Wenn man das Ergebnis sieht, geht das so in Ordnung.

Frage: Was bedeutet die Niederlage für die EM-Qualifikation?

Antwort: Die Duelle gegen Holland sind zumindest punktemäßig ausgeglichen. Aber das heißt für uns, in Nordirland zu gewinnen, die nächsten Spiele so anzugehen, dass wir als Sieger vom Platz gehen. Wir fahren mit der gleichen Idee nach Nordirland. Drei Punkte, das ist für uns wichtig.

Frage: Es geht auch um den Reifeprozess der Mannschaft. Können Sie schon sagen, was sie aus dem Spiel mitnehmen?

Antwort: Man hat schon gemerkt, dass die Holländer in der Formation schon länger zusammenspielen. Sie wirkten in diesem Spiel eingespielter als wir. Wir mussten auch einige Spieler ersetzen, und da haben wir gemerkt, dass manche Dinge nicht so funktioniert haben. Was man jetzt mitnimmt? Das muss man jetzt erst genau betrachten. Toni Kroos, Manuel Neuer, Ilkay Gündogan, die haben das schon mal erlebt, dass man so ein Spiel verliert. Die jungen Spieler muss man ein bisschen aufrichten.

Frage: Wie soll die Aufmunterung konkret funktionieren?

Antwort: Man muss einfach sehen, wir haben mehr Möglichkeiten. Und die haben wir nicht auf den Platz gebracht, jedenfalls nur phasenweise. Phasenweise war es okay. Man muss den Spielern jetzt wieder das Gefühl geben, dass sie es können. Wir werden am Montag, da bin ich mir sicher, eine Reaktion zeigen.

Frage: Sie haben beim Stand von 1:1 zwei Wechsel vorgenommen. Was wollten Sie damit erreichen?

Antwort: Ich hatte das Gefühl, dass Timo Werner und Marco Reus sehr viel defensiv arbeiten. Was für mich wichtig war in der Phase, dass wir mit Ilkay Gündogan und Kai Havertz mehr Ballsicherheit ins Spiel bekommen. Wir haben viele Bälle verloren. Es ist dann nicht entscheidend besser geworden, obwohl wir auch vorher schon Chancen hatten auf das 2:0. Das Selbstbewusstsein hatten wir heute nicht in dem Maße.

Frage: Die Gegentore sind sehr leicht gefallen. Sind das singuläre Fehler oder Qualitätsmängel in der Abwehr?

Antwort: Qualitätsmängel haben wir keine. Das stellen die Spieler Woche für Woche unter Beweis. Bei einem Tor war das Zentrum schlecht besetzt. Genau das wollten wir anders machen. Beim dritten Tor haben wir einen Freistoß, und dann hat Matthias Ginter den Ball unter Druck verloren. Das sind Fehler, die können wir uns nicht erlauben. Wir haben in anderen Spielen gegen Holland und Frankreich gesehen, dass wir gut verteidigen können. Aber heute war die Abstimmung nicht immer hundertprozentig. Holland hat auch eine Qualität nach vorne.

Frage: Nordirland ist ein anderer Gegner. Werden Sie personell und taktisch umstellen?

Antwort: Personell müssen wir mal sehen. Da müssen wir abwarten. Taktisch werden wir auf jeden Fall umstellen. Nordirland spielt einen völlig anderen Fußball als die Niederlande. Da sind ganz andere Attribute, ganz andere Eigenschaften im Spiel. Die spielen wahnsinnig körperlich robust. Sie spielen viele lange Bälle, darauf müssen wir uns einstellen und sie werden insgesamt tief stehen. Wir werden weniger Räume vorne bekommen. Deswegen müssen wir uns schon taktisch anders ausrichten.

Frage: Würden sie sich angesichts des geringen Ballbesitzes wieder für eine Fünferkette in der Abwehr entscheiden?

Antwort: Wir hatten unsere Schwachstellen, aber nicht aufgrund der taktischen Ausrichtung, sondern aufgrund von einfachen Fehlern, die wir gemacht haben. Wir haben einfach ein paar Fehler zu viel gemacht.


(dpa)

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