Mertesacker über Interview: Wollte nichts anstoßen

Berlin – Per Mertesacker ist vom Ausmaß der Reaktionen auf seine Äußerungen über den großen Druck im Profi-Fußball offenbar selbst überrascht worden.

«Ich wollte mit den Aussagen nichts anstoßen und habe es auch nicht bewusst gemacht, das war einfach zum ersten Mal eine Chance für mich, dies zu erzählen», sagte der Weltmeister der Zeitung «Express». Zugleich warb der Abwehrspieler des FC Arsenal um eine faire Beurteilung seiner sehr persönlichen Karriere-Schilderungen. «Jeder hat seine eigenen Gefühle, das sollte man respektieren und auch den Zusammenhang sehen und nicht nur einzelne Aussagen rauskratzen», sagte der 33-Jährige.

Mertesacker hatte in einem «Spiegel»-Interview offen über extreme Drucksituationen berichtet und dafür Lob wie Kritik aus der Fußball-Branche bekommen. «Dass ich die Angst besiegt habe, das ist es, was zählt», sagte Mertesacker vor dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien in der ARD. Je mehr junge Spieler über die Erfahrunge aus dem Profigeschäft geschildert bekämen, desto besser sei dies für die Zukunft.

Besonders Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hatte Mertesacker gescholten. «Ob das Feedback positiv oder negativ ist: Man sieht daran, dass es eine riesige Herausforderung ist, sich mit den Dingen zu beschäftigen», sagte Mertesacker nun.

Besonders seine Schilderungen über die Erleichterung nach dem WM-Aus 2006 hatten für Aufsehen gesorgt. «Klar war ich auch enttäuscht, als wir gegen Italien ausgeschieden sind, aber vor allem war ich erleichtert», sagte Mertesacker dem «Spiegel». «Ich weiß es noch, als wäre es heute. Ich dachte nur: Es ist vorbei, es ist vorbei. Endlich ist es vorbei.» Zudem habe er in seiner Laufbahn in Drucksituation mit Durchfall und Brechreiz reagiert.

Mertesacker beendet nach dieser Saison seine aktive Fußball-Zeit und wird beim FC Arsenal Jugend-Koordinator. Im Sommer will er nicht zur WM nach Russland reisen. «Ich möchte die Zeit nutzen, um etwas Abstand zum Fußball zu gewinnen. Ich werde die Spiele aber natürlich vor dem Fernseher schauen. Das ist eine neue Perspektive, die ich neu lernen muss. Als Junge war ich extremer Deutschland-Fan, dann war ich selbst im Boot dabei. Jetzt habe ich wieder einen Perspektivwechsel als Fan», sagte er.


(dpa)

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