«Nicht unser Tag»: Vettel und Ferrari patzen in Suzuka

Suzuka – Sebastian Vettels Laune ist nicht mehr zu retten. Nach der völlig verkorksten Qualifikation zum Formel-1-Rennen in Japan kann der Ferrari-Pilot den Ärger über sich und sein Team nur mühsam zügeln.

«Es war nicht unser Tag», sagt der 31-Jährige, jeden weiteren Satz ringt er sich nur widerwillig ab. Die kapital falsche Reifentaktik im entscheidenden Durchgang und ein Fahrfehler werfen Vettel in Suzuka auf Startplatz acht zurück. Gewinner ist wieder einmal WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, der sich im Mercedes die 80. Pole Position seiner Karriere sichert.

«Ich kann nicht glauben, dass es schon 80 sind», sagt der Brite, dessen Stimmungslage im krassen Gegensatz zum völlig konsternierten Vettel steht. Vergnügt lobt Hamilton sein Team und versäumt auch einen Nadelstich für Ferrari nicht. «Das ist einfach der Unterschied. Jeder hat schlaue Leute, aber wenn es um die richtigen Entscheidungen unter Druck geht, sind wir das beste Team der Welt», sagt der 33-Jährige.

Für Vettel sind die Geschehnisse des Samstags nur allzu vertraut. Immer wieder kosteten ihn in diesem Jahr eigene Patzer und die strategischen Missgriffe der Scuderia Punkte im Titelkampf mit Hamilton. In Suzuka sieht das dann so aus: Weil ein Regenschauer naht, lässt Ferrari bei Vettel und Stallgefährte Kimi Räikkönen zu Beginn des entscheidenden Durchgangs Mischwetter-Reifen aufziehen. Die Strecke aber ist noch trocken, Mercedes schickt seine Piloten daher mit der schnellsten Gummimischung aus der Garage.

Hamilton und der Finne Valterri Bottas rasen prompt auf die Plätze eins und zwei. Als Ferrari seinen Irrtum bemerkt und eilig die Reifen wieder wechselt, ist der Asphalt schon zu rutschig. Räikkönen rettet sich noch auf Platz vier hinter dem Niederländer Max Verstappen im Red Bull. Vettel dagegen gerät in Kurve 14 vom Kurs ab und wird nur Neunter. Dass eine Strafe für Racing-Point-Fahrer Esteban Ocon ihn noch auf Platz acht vorrücken lässt, lindert den Frust nicht. «Wir haben diese Entscheidung als Team getroffen, jetzt ist es einfach, es besser zu wissen», sagt Vettel schmallippig.

Bloß keine Schuldzuweisungen, das ist selbst bei 50 Punkten Rückstand auf Hamilton vor dem fünftletzten Saisonlauf am Sonntag (7.10 Uhr MESZ) weiter die Devise des Heppenheimers. Intern allerdings dürfte der Ton ein anderer sein. Zu viel ist in diesem Jahr bei Ferrari schief gelaufen, nachdem der Titel doch lange greifbar schien.

Vettel muss sich seinen Verbremser in Aserbaidschan, den Startunfall von Frankreich, den Ausrutscher in Hockenheim und den Crash in der ersten Kurve von Monza vorrechnen lassen. Die Ferrari-Taktiker indes verzockten sich in Shanghai, Barcelona und Budapest bei der Boxenstopp-Strategie und ließen in Monza Räikkönen in Vettels Windschatten zur Pole Position fahren. In Singapur lag das Team bei der Reifenwahl ebenso daneben wie nun in Suzuka. «Wir lagen ein paar Mal falsch und müssen herausfinden, warum», sagt Vettel dazu nur.

Deutlich harmonischer ist es bei Mercedes. «Es ist so eine Ehre, für dieses Team zu fahren. Ich bin stolz, auf dieser Reise mit ihnen zu sein», schwärmt Hamilton. Fünf von sechs Rennen hat der Titelverteidiger zuletzt gewonnen. Der Gewinn seiner fünften Weltmeisterschaft scheint nur noch eine Frage der Zeit.


(dpa)

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