Niederlage gegen Tsitsipas: Aus für Federer in London

London – Als er mit einem Ass das Generationen-Duell mit Roger Federer für sich entschieden hatte, kickte Stefanos Tsitsipas den Tennisball mit einem präzisen Spannstoß in das Publikum.

«Wow», war seine erste Äußerung im Siegerinterview auf dem Platz. Nach einer weiteren Darbietung der Extraklasse ließ der 21 Jahre alte Grieche dem 17 Jahre älteren Schweizer im Halbfinale der ATP-WM keine Chance und zog durch ein 6:3, 6:4 in das Endspiel am Sonntag ein. Im Kampf um den Titel trifft Tsitsipas (19.00 Uhr/Sky) auf Titelverteidiger Alexander Zverev aus Hamburg oder den Österreicher Dominic Thiem.

«Ich bin so stolz auf mich. Wahrscheinlich war das eines meiner besten Spiele in dieser Saison. Ich habe immer davon geträumt, eines Tages gegen Roger Federer spielen zu dürfen. Ein Traum ist wahr geworden», sagte Tsitsipas nach dem zweiten Sieg im vierten Vergleich mit Federer. Der 20-malige Grand-Slam-Gewinner bestritt sein 16. Halbfinale bei der ATP-WM der besten acht Tennisprofis des Jahres, verpasste aber sein elftes Endspiel und das erste seit 2015. Sein letzter Titel bei dem Turnier liegt nun schon acht Jahre zurück.

«Es ist schade und frustrierend, zumal ich meine Chancen hatte», sagte Federer, der von zwölf Breakbällen nur einen nutzte und nie an seine Gala-Leistung vom Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Novak Djokovic herankam. «Er war heute besser als ich», räumte Federer ein. Zum dritten Mal in Folge musste er bei den ATP Finals ein Halbfinal-Aus gegen einen vermeintlichen Außenseiter hinnehmen: 2017 gegen den Belgier David Goffin, im vergangenen Jahr gegen den späteren Champion Zverev und jetzt gegen den Griechen Tsitsipas.

Dieser hatte sich erstmals und als erster Spieler seines Landes für den Jahresabschluss qualifiziert. Schon in der Gruppenphase zeigte der jüngste Spieler im illustren Achter-Feld begeisterndes Tennis, schlug Zverev und Daniil Medwedew und musste sich dem Weltranglisten-Ersten Rafael Nadal nur knapp geschlagen geben.

Der Altersunterschied von 17 Jahren zwischen Tsitsipas und Federer war der größte, der je zwischen zwei Spielern bei den ATP Finals bestand. Tsitsipas ging das Duell jedoch ohne jede Ehrfurcht an. Was ihm in den jüngsten beiden Vergleichen bei den 4:6, 4:6-Niederlagen im Endspiel von Dubai und im Halbfinale von Basel nicht ein einziges Mal gelungen war, schaffte er diesmal sofort: Gleich das erste Aufschlagspiel nahm Tsitsipas ihm ab. Er brauchte zwar sieben Satzbälle, entschied aber nach 46 Minuten Durchgang eins für sich.

Wie bei seinem Erfolg gegen Federer zu Beginn des Jahres bei den Australian Open brachte Tsitsipas den Schweizer immer wieder zur Verzweiflung, weil er auch die schwersten Bälle zurückbrachte. Im zweiten Satz gelang Tsitsipas das Break zum 2:1, doch Federer nahm direkt im Anschluss dem Griechen dessen Aufschlag ab – von den Zuschauern in der Halle mit rhythmischen «Roger, Roger»-Rufen honoriert. Als Tsitsipas zum Matchgewinn aufschlug, geriet er 15:40 in Rückstand, doch der Weltranglisten-Sechste wehrte beide Breakbälle ab und beendete nach 96 Minuten die Partie mit dem ersten Matchball.


(dpa)

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