Norwegens Langlauf-Star Kläbo vor großer Zukunft

Pyeongchang – Jung, gut aussehend, erfolgreich – Norwegen hat in Johannes Kläbo seinen nächsten Superstar. Und das auch noch in der nationalen Sportart Nummer eins, dem Skilanglauf.

Kreischende Teenies sind bei seinen Auftritten keine Seltenheit, auf den Straßen kann er nicht mehr unerkannt flanieren. Und nach seinen Olympia-Erfolgen wird der Rummel noch zunehmen. Drei Gold-Medaillen hat der 21-Jährige im Sprint, Teamsprint und in der Staffel geholt. Er verzichtet auf einen weiteren Sieg im abschließenden 50-Kilometer-Lauf und damit auf die Chance, erfolgreichster Pyeongchang-Starter zu werden. Er ist tatsächlich ein neuer, ein anderer Star.

Einer, der schnell abheben kann? Die Gefahr besteht bei Kläbo kaum, anders als bei seinem durch viele Extravaganzen geprägten Vorgänger Petter Northug. Denn das «System Kläbo» funktioniert anders. Hinter Kläbo steht ein Familienunternehmen. Von frühester Kindheit an wird Johannes von seinem Großvater Kare trainiert. Ein Mann, der auf konservative Methoden setzt, alte Trainingspläne nur leicht mit modernen Erkenntnissen auffrischt und seinem noch jungen Schützling immer wieder Wettkampfpausen verordnet. Rekordsiegesserien im Weltcup, Tour-de-Ski-Prämien – alles unwichtig. In dieser Saison zählte nur Olympia.

Und der Großvater ist nicht allein. Vater Haakon ist Kläbos Manager, Bruder Ola sein PR-Berater. Mit einem Internet-Blog dokumentiert Kläbo seine Aktivitäten für die wachsende Fan-Gemeinde. «Der Blog hat mein Leben sicherlich auch verändert, weil du ständig aktiv mitteilst und filmst, aber es macht auch Spaß, und mein Bruder unterstützt mich sehr dabei. So habe ich aber eben auch die Möglichkeit, nur die Dinge, die an die Öffentlichkeit sollen, zu steuern», erzählte Kläbo zu Saisonbeginn bei zdf.de.

Im Hause Kläbo weiß man genau, wie man den Jungstar vermarkten muss. Beispiele? Die fehlende Kopfbedeckung, wenn es zur Entscheidung kommt. Ohne Mütze oder Stirnband – und damit auch ohne Sponsorenlogo – stürmt der stets adrett gestylte Kläbo ins Ziel. Und treibt damit die Preise für diese lukrative Werbefläche nach oben. Ähnlich clever war das Angebot an Usain Bolt. Der jamaikanische Sprintstar lobte für jeden Olympiasieger Champagner aus, der seinen berühmten «Bolt-Blitz» nach dem Erfolg kopiert. Kläbo indes konterte und offerierte dem zurückgetretenen Sprinter ein 100-Meter-Duell in New York. Kläbo auf Ski, Bolt in Laufschuhen. Auch damit machte er weltweit Schlagzeilen.

Die Zukunft des Langlaufens gehört diesem schon jetzt taktisch ausgebufften Norweger, der zudem einen eigenen Laufstil kreierte. Besonders im klassischen Stil gleitet er kaum noch, er rennt. «Unglaublich, das ist phänomenal», sagte der Deutsche Andreas Katz. Vor allem: es ist kaum nachzuahmen, denn dafür fehlen den meisten Konkurrenten die körperlichen Voraussetzungen. Kraft, Kondition, Grundschnelligkeit – Kläbo ist der neue Maßstab im Langlauf.


(dpa)

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