Olympia-Bewerbung wird flexibler: «Neue Möglichkeiten»

Lausanne – Für eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung eröffnet die Weiterentwicklung der Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees mehr Chancen.

Mehr Dialog, mehr Flexibilität und die Möglichkeit, dass eine ganze Region, mehrere Städte oder Länder kandidieren können, sind die Kernpunkte eines Beschlusses der IOC-Session am Mittwoch in Lausanne. «Es steht außer Frage, dass die nochmalige Erweiterung der Regularien durch die Fortschreibung der IOC-Agenda 2020 neue Möglichkeiten schafft», sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Eine deutsche Kandidatur wäre aber frühestens für die Winterspiele 2030 oder die im Sommer 2032 möglich. Die IOC-Entscheidung, auch Regionen als zukünftige Olympia-Bewerber zuzulassen, dürfte besonders bei den Initiatoren für eine Kandidatur um Sommerspiele an Rhein und Ruhr mit 14 beteiligten Kommunen große Freude ausgelöst haben. Interesse an einem neuen Olympia-Projekt hat auch Berlin bekundet.

Grundlage des gefassten IOC-Beschlusses waren die Vorschläge einer Kommission unter dem Vorsitz des Australiers John Coates. Dazu gehört auch, dass das IOC beim Zeitpunkt der Wahl eines Gastgeber flexibler sein will und ihn nicht wie bisher immer sieben Jahre vor den Spielen wählt. Ebenso sollen Doppelvergaben wie 2024 an Paris und 2028 an Los Angeles möglich sein. Für die Bewertung und Begleitung künftiger Gastgeber werden zwei ständige Kommissionen – je eine für Sommer- und Winterspiele – geschaffen.

«Dies ist die Evolution der Agenda 2020, da wir mit dem rasanten Wandel in der Welt Schritt halten müssen», erklärte IOC-Präsident Thomas Bach. «Flexibilität ist eine Grundvoraussetzung für eine verantwortungsvolle Staatsführung und für nachhaltige Olympische Spiele in der Zukunft.» Das IOC werde alles tun, «die Magie der Spiele» beizubehalten».

Das IOC reagierte mit der Reform der Reform auch darauf, dass in der vergangenen Jahren immer weniger Städte und Länder gewillt waren, ein Olympia-Großprojekt zu organisieren oder Bewerbungen am Widerstand ihrer Bewohner gescheitert sind. Mit der Agenda 2020 wurde erreicht, dass Mailand und Stockholm ihre Winterspiele-Kandidaturen für 2026 auf Nachhaltigkeit, Kostensenkung, Umweltschutz und Nutzung vorhandener Sportanlagen ausrichteten.

Zweifel an Olympia konnte damit zumindest in Schweden, wo nur 55 Prozent der Bürger für die Spiele waren, nicht ausgeräumt werden. Mailand gewann mit dem Rückhalt von 83 Prozent der Italiener, für die Bewerbung waren. «Wir wollen nicht mehr so viele Verlierer produzieren», sagte Coates. Deshalb sollen Olympia-Interessenten zukünftig vor der offiziellen Kandidatur mit einer Umfrage die Zustimmung ihrer Bevölkerung ermitteln – und nicht erst während des Prozesses. Kanadas IOC-Mitglied Richard Pound meldete Bedenken an: «25 Prozent der Bürger in jedem Land sind grundsätzlich gegen alles.»


(dpa)

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