Pferdesport: Umstrittene Millionen-Serie expandiert weiter

Berlin – Noch mehr Turniere, noch mehr Preisgeld: Die Global Champions Tour der Reiter setzt ihren erstaunlichen Expansionskurs ungebremst fort. Die Millionen-Serie mit ihrem kuriosen Team-Wettbewerb verändert den Pferdesport dramatisch und ist deshalb umstritten.

Die meisten Springreiter aber sind angesichts der gewachsenen Gewinnsummen begeistert. Ludger Beerbaum wirkte geradezu euphorisch beim letztjährigen Tour-Finale in Prag, wo es fast sechsmal so viel Geld wie beim berühmten CHIO in Aachen gab. «Dies ist ein Meilenstein, der unseren Sport auf ein neues Niveau führt», schwärmte der viermalige Olympiasieger.

Die neue Saison beginnt am 28. Februar in Doha und ist von zuletzt 17 Stationen auf 20 angewachsen. Ohne falsche Bescheidenheit sagte Tour-Gründer Jan Tops: «Es ist ein Kernstück unserer Mission, dazu beizutragen, zu wachsen und dem Sport eine nachhaltige Zukunft zu geben.» Neu sind die Etappen in New York, Montréal und Stockholm. Weiterhin dabei sind Hamburg und Berlin.

Rund 40 Millionen Euro werden insgesamt ausgeschüttet. Was die Reitprofis beglückt, bereitet dem Bundestrainer Kopfzerbrechen. Otto Becker plädiert daher für eine Verkleinerung der Tour. «20 Stationen finde ich zu viel, 15 wie früher wären aus meiner Sicht besser», sagte der Coach der Deutschen Presse-Agentur.

Becker hält die Serie grundsätzlich für gut: «Die Global Champions Tour hat insgesamt in unserem Sport viel bewegt.» Dem Bundestrainer ist sie aber zu groß geworden, weil die vielen Tour-Termine für ihn die Besetzung von Wettkämpfen der Nationalmannschaft schwieriger macht. «Fast jedes Nationenpreis-Turnier ist zeitgleich mit einem Global-Turnier», bemängelte der Coach.

Die erneute Aufstockung mache es «für uns und die Reiter nicht einfacher», sagte Becker. «Alle müssen noch besser planen. Was es aufwendig und anspruchsvoll macht, sind die weiten Reisen.» Auch die Pferde müssen um die Welt jetten: Nach dem Auftakt in Doha folgen Etappen in Mexiko City, Miami und Shanghai.

Der Coach forderte: «Reiter, die nicht über genügend Top-Pferde verfügen, müssen auch mal das ein oder andere Turnier weglassen.» Einige verzichten daher, Weltmeisterin Simone Blum etwa gehört zu keinem der 16 Teams mit je sechs Mitgliedern. Zehn deutsche Reiter reiten hingegen bei der Global Champions League, wie der Team-Wettbewerb offiziell heißt, mit.

«20 Etappen, das ist wirklich viel», sagte auch Marcus Ehning, der für ein Team namens Valkenswaard United teilnimmt: «Alle Turniere schafft man nicht, das machen nur ganz wenige.» Einige verzichten sogar komplett, etwa der Schweizer Weltranglisten-Erste Steve Guerdat. Der Olympiasieger von 2012 ist ein Kritiker der Serie und lästerte schon häufiger, dass bei Etappen wie in Doha, Monaco und Saint Tropez kaum Zuschauer auf den Tribünen sitzen.

Den komplizierten Modus des Mannschaftswettbewerbs mit Play-off-Finale dürften ohnehin nur wenige Zuschauer verstehen, sie könnten sich aber über die Zusammensetzung der Teams wundern. Die Hamburg Giants beispielsweise kommen ohne deutsche Reiter aus – stattdessen kommen die Mitglieder aus den USA, Frankreich, Holland, El Salvador und Sri Lanka. Dass die Reitsport-Fans beim Hamburger Derby im Mai die Giants als Heimmannschaft begreifen und anfeuern, scheint eher unwahrscheinlich.


(dpa)

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