Sarpei wirft Tönnies «Weltbild aus Kolonialzeit» vor

Gelsenkirchen – Ex-Profi Hans Sarpei hat Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies wegen dessen Äußerung über den angeblichen Zusammenhang von Energieversorgung, Klimawandel und Überbevölkerung in Afrika kritisiert.

«Die Aussagen von Tönnies zeigen ein Weltbild, das an die Kolonialzeit erinnert», twitterte Sarpei zu seinen fast 500.000 Followern: «Es sind rassistische Bemerkungen, die in keinster Weise mit dem Leitbild des S04 vereinbar sind. Als Mitglied wünsche ich mir, dass der Ehrenrat klar Position bezieht und über Konsequenzen berät.»

Der Fleischproduzent Tönnies hatte nach einem Bericht der Zeitung «Neue Westfälische» beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. «Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren», sagte Tönnies.

Der 63 Jahre alte Unternehmer hat sich öffentlich entschuldigt. «Als Vorsitzender des Aufsichtsrats des FC Schalke 04 stehe ich 1000-prozentig hinter unseren Vereinswerten. Dazu gehört der Einsatz gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung», stellte Tönnies im Internetportal des Clubs fest. Für seine Aussage wolle er sich entschuldigen. «Sie war falsch, unüberlegt und gedankenlos und entsprach in keiner Weise unserem Leitbild. Es tut mir sehr leid», fügte er hinzu.

Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider nahm Tönnies in Schutz. «Ich kenne Clemens Tönnies seit zehn Jahren. Er ist ein Mensch, der zu hundert Prozent die Werte von Schalke 04 vertritt», sagte Schneider am Rande des Trainingslagers im österreichischen Mittersill. Laut Schneider habe Tönnies eine «unbedachte Äußerung getätigt und sich heute Morgen prompt entschuldigt. Unsere Gesellschaft funktioniert so, dass sich ein Mensch entschuldigen kann und es danach weiter geht.»

Der Verein reagierte am Freitag mit einer vom Vorstand gezeichneten Erklärung, in der es hieß: «Wir haben Clemens Tönnies in den langen Jahren der Zusammenarbeit nie anders erlebt als jemanden, der mit vollem Einsatz für den FC Schalke 04 und unsere Werte einsteht. Seine Aussage steht natürlich in deutlichem Widerspruch zu unserem Leitbild, daher war seine Entschuldigung richtig und wichtig.»

Die Tönnies-Gruppe mit weltweit rund 16.000 Mitarbeitern hat 2018 mit dem Schlachten von Schweinen und Rindern einen Umsatz von 6,65 Milliarden Euro erzielt.

Der frühere ghanaische Nationalspieler Sarpei hatte nach Stationen unter anderem in Duisburg, Wolfsburg und Leverkusen von 2010 bis 2012 für den FC Schalke 04 in der Bundesliga gespielt.


(dpa)

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