Spätes 1:0 gegen Moskau: Schöpf trifft in Nachspielzeit

Gelsenkirchen – Benedikt Höwedes wischte sich die Tränen aus den Augen, als er alleine vor der Nordkurve stand und von den Schalker Fans gefeiert wurde. Dann ging der Weltmeister von 2014 in seiner alten Heimat ein letztes Mal auf eine Ehrenrunde.

Nur ein Sieg war dem Verteidiger von Lokomotive Moskau beim 0:1 (0:0) im bedeutungslosen Gruppenspiel der Champions League beim FC Schalke 04 nicht vergönnt. «Es war sehr emotional. Ich hatte Tränen in den Augen. Ich habe so viele schöne Momente in diesem Stadion erlebt. Es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich hier auf dem Platz stand. Das tut schon weh», sagte ein bewegter Höwedes.

Vergessen haben die Schalker ihren langjährigen Kapitän jedenfalls nicht. «Die Fans wissen das Ganze zu würdigen. Das hat er sich verdient», sagte Schalkes Trainer Domenico Tedesco über seinen Ex-Spieler, der vor über einem Jahr den Club verlassen hatte.

Nun die Rückkehr, wenngleich ohne Erfolgserlebnis: Ein Tor von Alessandro Schöpf in der Nachspielzeit besiegelte den Erfolg der Königsblauen in einer über weite Strecken trostlosen Partie. Als Wiedergutmachung für die Derby-Pleite gegen Borussia Dortmund konnte der Schalker Auftritt mit einer besseren B-Elf nicht dienen. «Es war wichtig, dass wir nach der Derby-Niederlage ein Erfolgserlebnis gefeiert haben», sagte Torschütze Schöpf beim TV-Sender Sky.

Doch ein Glanzauftritt war es nicht, wie auch Höwedes meinte: «Es war kein berauschendes Spiel von Beiden. Es wurde kein Feuerwerk abgefackelt.» Das Schalker Tor fiel unmittelbar vor dem Schlusspfiff, als Schöpf aus kurzer Entfernung traf. Als Gruppenzweiter wird Schalke bei der Auslosung in Nyon geführt. Als Gegner kommt einer der acht Gruppenersten in Frage. Für Moskau ist dagegen als Gruppenvierter die Europacup-Saison beendet.

Weniger der glanzlose Auftritt vor 48.833 Zuschauern als vielmehr die Verletzung von Hamza Mendyl dürfte Trainer Domenico Tedesco geärgert haben. Der marokkanische Neuzugang musste bereits nach gut einer Viertelstunde vom Feld, nachdem er vom Russen Dimitri Barinow übel von den Beinen geholt worden war. Damit haben sich die Personalprobleme der Schalker weiter verschärft. In Guido Burgstaller, Mark Uth, Breel Embolo, Franco Di Santo und Steven Skrzybski waren bereits fünf Stürmer ausgefallen.

So setzte Tedesco auch mit Blick auf das wichtige Bundesliga-Auswärtsspiel beim FC Augsburg auf eine XXL-Rotation. Der Coach wechselte sein Team im Vergleich zum BVB-Spiel auf acht Positionen. Nur Torhüter Ralf Fährmann, Matija Nastasic und Alessandro Schöpf blieben in der Startelf. Dafür kam unter anderen der 19-jährige Benjamin Goller zu seinem Profidebüt. Der Youngster machte es bei seinem 59-minütigen Auftritt ordentlich. In der zweiten Halbzeit durfte auch Ahmed Kutucu erste Champions-League-Erfahrung machen.

Bevor es losging, wurden aber erst einmal Ehrungen vorgenommen. Die langjährigen Schalker Höwedes und Jefferson Farfan wurden jeweils mit einer Bildcollage und einem Blumenstrauß für ihre Verdienste geehrt. Insbesondere Höwedes bekam großen Applaus von der Nordkurve, wo die treuen S04-Fans stehen. «Du bist einer von uns. Wir freuen uns, dass du heute hier bist. Du bleibst ein Schalker Junge», sagte Aufsichtsrat-Boss Clemens Tönnies.

Das Spiel sorgte indes weniger für Begeisterungsstürme. Viel zu behäbig agierten die Gastgeber im Spielaufbau, nicht eine echte Torchance gab es in den ersten 45 Minuten. Zwei harmlose Schüsse von Jewgeni Konopljanka (40.) und Schöpf (42.) waren noch die besten Offensivaktionen.

Kaum besser waren die Russen, für die es immerhin noch um den dritten Platz in der Gruppe D ging. Immerhin besaß Igor Denisow eine Großchance, als er kurz vor der Pause den Ball freistehend über das Tor setzte (45.+3).

Im zweiten Durchgang waren die Schalker um mehr Vorwärtsdrang bemüht. Vor allem Konopljanka wusste sich in Szene zu setzen. Eine scharfe Hereingabe des Ukrainers verpasste Cedric Teuchert nur knapp (52.), dann prüfte er Lok-Schlussmann Guilherme (61.). Die größte Chance bis dahin vergab aber Suat Serdar, der nach Querpass von Naldo aus einem Meter Entfernung den Ball nicht richtig traf (75.). Auf der Gegenseite parierte Fährmann einen Schuss von Alexej Mirantschuk (53.).


(dpa)

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