Spätes Glück für Eintracht: «Schwung für Inter geholt»

Frankfurt/Main – Ein Stadionbesuch bei Eintracht Frankfurt erinnert derzeit an einen Thriller im Kino. Die dramatische 3:2 (1:1)-Aufholjagd gegen 1899 Hoffenheim war Nervenkitzel pur mit einem Happy End in letzter Sekunde.

«Das gibt es nur in Frankfurt. Ein extrem aufregendes Spiel, an deren Ende das Glück mit Leidenschaft erzwungen wurde», sagte Eintracht-Präsident Peter Fischer nach dem 96 Minuten langen Bundesliga-Krimi erleichtert.

Selbst der sonst so beherrschte Trainer-Stratege Adi Hütter verlor nach dem Finale furioso des packenden Fußball-Duells die Orientierung. «Ich glaube, ich stand auf dem Spielfeld, so genau weiß ich das nicht mehr», sagte der 49 Jahre alte Österreicher und schwärmte: «Mit der letzten Aktion das Tor zu machen! Was Schöneres kann man sich als Trainer und Fan nicht wünschen.» Für Sportvorstand Fredi Bobic war der Last-Minute-Sieg «ein tolles Comeback gegen einen starken Gegner».

Ein ganz großer Glücksmoment ist der Siegtreffer in der 96. Minute für den eingewechselten Gonçalo Paciência gewesen. Im Sommer 2018 war er vom FC Porto gekommen, hatte sich gleich im Trainingslager einen Riss des linken Außenmeniskus zugezogen und stand nach seiner Genesung im Schatten des Stürmer-Trios Ante Rebic (9 Tore), Luka Jovic (15) und Sebastién Haller (12). «Es ist Glück, was heute passiert ist», sagte der 24-jährige Portugiese und kündigte den Angriffs-Kollegen den Kampf an: «Ich habe Blut geleckt. Es soll nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein.»

Der Franzose Haller hatte mit dem Tor zum 2:2 (89.) die Wende eingeleitet. Rebic (20.) hatte die Eintracht erstmals in Führung gebracht. Die Hoffenheimer Joelinton (43.) und Ishak Belfodil (60.) sorgten dann für den 1:2-Zwischenstand aus Frankfurter Sicht. Nach dem Sieg des Willen sieht Haller die Chance im Europa-League-Hit am Donnerstag gegen Inter Mailand gestiegen: «Es ist besser zu gewinnen als zu verlieren. Wir haben viel Selbstvertrauen.»

Auch Sportdirektor Bruno Hübner ist überzeugt, dass man mit einer ähnlichen Energieleistung den 18-maligen italienischen Meister ausschalten kann: «Wir haben uns den Schwung geholt, auch gegen Mailand bestehen zu können.» Das größte Zutrauen in die eigene Stärke hat Mittelfeldakteur Mijat Gacinovic, der die Vorlage zum 2:2 gab. «Mailand ist Favorit. Wenn wir aber so spielen wie gegen Hoffenheim, haben wir gegen jede Mannschaft der Welt eine Chance», sagte er.

Genährt wurde durch den außergewöhnlichen Erfolg gegen 1899 auch die Hoffnung auf einen Platz in der Champions League. Nur drei Punkte sind die seit neun Pflichtspielen in diesem Jahr ungeschlagenen Hessen von Rang vier entfernt. «Wir wären unglaublich glücklich, den sechsten Platz und wieder die Europa League zu erreichen», meinte Vereinschef Fischer. Doch den Fans und auch den Spielern sei es erlaubt, ein größeres Ziel zu haben. «Lieber ist mir, von den Spielern zu hören, da geht noch mehr. Damit kann ich als Präsident gut leben

Einen Rivalen haben die Frankfurter schon mal abgeschüttelt: Der Abstand zu Hoffenheim beträgt nun sechs Punkte. «Das ist schon ein Pfund», meinte Hübner und mahnte: «Man sieht aber, wie eng alles an der Spitze ist. Da ist es wichtig, dran zu bleiben.»


(dpa)

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