«The Power»: Darts-WM im Zeichen von Taylors Abschied

London (dpa) – Die Bühne ist bereitet für Phil Taylor, ein letztes  Mal. Wenn bei der WM im Londoner Alexandra Palace die ersten Pfeile in die Scheibe fliegen, werden sich viele nur eine Frage stellen:  Gewinnt er noch einmal, zum 17. Mal? 

Der 57-Jährige selbst kann die große Spannung und Erwartungshaltung nicht so ganz teilen. «Ich habe keinen Druck. Ich bin relaxed und werde es genießen», kündigte Taylor an. Dass er nicht mehr die Nummer eins ist und bei seinem letzten WM-Turnier nicht mehr der Topfavorit zu sein scheint, ist dem Engländer egal. «Ich kann die großen Turniere noch immer gewinnen, auch die WM», sagt er.

Nur wenige Sportarten sind so verbunden mit einem Namen. Darts – das war lange «The Power». Der Weltverband PDC führt im Prinzip kein wichtiges Turnier, bei dem der Routinier nicht der Rekord-Gewinner ist. Umso gebannter blickt die Darts-Welt in den kommenden Wochen auf die britische Hauptstadt, in der Taylor nun sein allerletztes  Profi-Turnier spielt. Nach einer fast 30-jährigen Karriere geht er endgültig in den Ruhestand.

«Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich weg bin. Natürlich werden neue Gesichter kommen, ich werde sicher ein Teil des Ganzen sein. Was auch immer ich tun kann, ich werde es tun», erklärte er zur Mitte der Saison in London. Nach dem angekündigten Rückzug schien Taylor befreit zu sein, er gewann wichtige Turniere und gilt durchaus als aussichtsreicher Kandidat in London. «Phil Taylors Abschied steht wie eine Überschrift über dieser WM 2018. Es gibt keinen Konkurrenten, auch Michael van Gerwen nicht, der nicht sagt: Taylor kann diese WM gewinnen», sagt Darts-Experte und Kommentator Elmar Paulke über den Rekord-Champion.

Bei seinem Auftaktmatch am Freitag gegen Landsmann Chris Dobey wird  Taylor klarer Favorit sein. Doch sein Weg in ein mögliches Endspiel gegen Darts-Primus van Gerwen ist ein schwieriger. Er müsste nacheinander Landsmann James Wade sowie die beiden schottischen Spitzenspieler Gary Anderson und Peter Wright besiegen.

«Taylor glaubt an den möglichen Erfolg. Sein Sieg beim World Matchplay, im Juli 2017, hat ihm gezeigt, dass es möglich ist», sagt Paulke. Die Pausen zwischen den einzelnen Partien sollten ihm entgegen kommen, behauptet der Experte: «Sein Vorteil ist, dass er keine zwei oder drei Matches am Tag spielen muss, das wurde ihm 2017 immer wieder zum Verhängnis, da fehlte im Alter von 57 Jahren einfach die Kraft.»

Viele der Darts-Profis haben Taylor, der Darts populär machte, ihre eigene Karriere und ihre Popularität zu verdanken. Einige drücken ihm die Daumen für den großen Wurf zum Abschied. So auch Max Hopp, der beste deutsche Darts-Spieler, der die Qualifikation für London verpasste. «Ich würde es ihm gönnen, das würde, glaube ich, jeder von uns, dass er im Abschiedsjahr noch mal Weltmeister wird und so von der Bühne weichen kann», sagte Hopp der Deutschen Presse-Agentur. Bei seiner Geburt im Jahr 1996 war der scheidende Rekord-Champ schon vier Mal Weltmeister.

Taylors ärgster Widersacher, der Titelverteidiger van Gerwen, hat für solche Gedanken weniger Zeit. «Es ist großartig für Phil, dass er bei der WM sein letztes Turnier spielt, aber jeder andere Spieler wird auch versuchen zu gewinnen, und ich werde der Favorit sein», sagte der selbstbewusste Niederländer. 

(dpa)