Tour-Sieger Thomas: «Mister G» will Spaß

Koblenz (dpa) – Fast schon verträumt blickte Geraint Thomas auf den Rhein, er genoss die Ruhe und den Ausblick auf das Wasser.

In einer Gondel fuhr der frischgebackene Tour-de-France-Sieger am Mittwoch zusammen mit seinem Sky-Teamkollegen Christian Knees und einem halben Dutzend Journalisten von der Festung Ehrenbreitstein hinunter zum Deutschen Eck in Koblenz. Unten angekommen stellte sich der 32 Jahre Waliser bei der Teamvorstellung der neuaufgelegten Deutschland Tour den deutschen Radsportfans und Medienvertretern vor.

Seit seinem Tour-Sieg Ende Juli war und ist Thomas ein gefragter Mann. «Die zwei Wochen seit der Tour de France waren wirklich wahnsinnig. Ich war viel unterwegs und habe keine zwei Tage hintereinander im selben Land verbracht. Ich fühle mich etwas müde, freue mich aber trotzdem wieder auf den Rennbetrieb», bekannte Thomas, den sie in Fahrerkreisen einfach nur «Mister G» nennen. «Ich freue mich auf das Rennen und versuche meinem Team zu einem guten Resultat zu verhelfen», sagte er entspannt und ergänzte: «Eigene Ambitionen habe ich keine großen. Sicher werde ich es versuchen, aber ich spüre keinen großen Druck.»

Thomas mag Deutschland – vor allem die deutsche Rennen. Eine Woche nach seinem Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt ging er beim Sparkassen Giro in Bochum an den Start und gewann auch prompt bei dem Nach-Tour-Kriterium im Pott. Der bei der Tour vom Edelhelfer des entthronten Titelverteidigers Chris Froome zum Kapitän aufgestiegene Kletterspezialist beendete auch die Bayern-Rundfahrt bereits zweimal als Gesamtsieger (2011 und 2014).

«Ich fahre wirklich gerne Rennen in Deutschland. Es ist ein wunderschönes Land – es macht Spaß hier zu sein», bekannte Thomas. Nun steigt «Mister G» nach seinem Tour-Sieg in Deutschland wieder ins Wettbewerbsrenngeschehen ein und will sich den Feinschliff für die Straßenrad-Weltmeisterschaft Ende September in Innsbruck holen.

Für Deutschland-Tour-Chef Claude Rach vom Tour-de-France-Veranstalter ASO ist Thomas das Sahnehäubchen bei der Wiederbelebung der Rundfahrt, die nach der Austragung im Jahr 2008 wegen der anhaltenden Dopingproblematik und des sinkenden Sponsoren- und Medieninteresses eingestampft wurde. «Das ist schon außergewöhnlich, dass so ein Fahrer hier an den Start geht. Das hätte ich nie gedacht, als wir mit den Planungen der Rundfahrt begonnen haben», erklärte der 31 Jahre alte Luxemburger Rach nicht ganz ohne Stolz. Neben Thomas konnte Rach auch den niederländischen Tour-Zweiten Tom Dumoulin, sowie den Gesamtvierten Romain Bardet aus Frankreich nach Deutschland lotsen.

An seinen Deutsch-Kenntnissen muss Thomas indes noch etwas feilen. Auch Teamkollege Knees war ihm bei diesem Vorhaben bis dato keine sonderlich große Hilfe. «Scheiße, Entschuldigung und Ausgang», antwortete Thomas mit einem breiten Grinsen auf die Frage, was ihm der 37 Jahre alte Bonner schon beibringen konnte. Doch lässt der trotz seines großen Erfolges bescheiden gebliebene Thomas auf der Straße auch lieber Taten statt Worte folgen – in Deutschland, Frankreich oder anderswo.

(dpa)