Vielseitigkeitsreiterin Hoy tritt aus Olympia-Kader zurück

Warendorf – Die deutsche Vielseitigkeitsreiterei verliert eine ihrer prägendsten Figuren. Nach «reiflicher Überlegung» hat Bettina Hoy entschieden, aus dem deutschen Olympia-Kader zurückgetreten. Damit wird die 55-Jährige nicht mehr bei Championaten und Olympischen Spielen starten.

«Für mich stand immer fest, dass ich dann gehe, wenn ich noch zur Weltspitze gehöre», teilte sie mit. «Und nach der Teilnahme an drei Olympischen Spielen, fünf Welt- und zehn Europameisterschaften ist dieser Zeitpunkt nun gekommen.»

Für sie und ihre Pferde sei 2017 «ein großartiges Jahr» gewesen. Die Team-Weltmeisterin von 2006 und Einzel-Europameisterin von 1997 war im vergangenen Sommer in Luhmühlen zum vierten Mal deutsche Meisterin geworden und beendete die Saison in der Weltrangliste unter den Top Zehn. Bei der EM hatte sie Pech, als sie beim Geländeritt stürzte. Nach der Dressur hatte sie noch geführt.

Hoy konzentriert sich nun auf ihre Aufgabe als Bondscoach der niederländischen Vielseitigkeitsreiter. «Die Arbeit für diesen fantastischen Verband macht mir riesigen Spaß, und sowohl der Verband als auch die niederländischen Reiter verdienen jetzt meine volle Aufmerksamkeit», sagte sie. Im deutschen Verband hatte es Diskussionen über ihre Doppelrolle als deutsches Kadermitglied und als Trainerin der Niederländer gegeben.

Die in Rheine geborene Hoy zählte über drei Jahrzehnte immer wieder zur Weltspitze und war eine der prominentesten deutschen Vielseitigkeitsreiterinnen. Bereits 1984 hatte sie unter ihrem Geburtsnamen Overesch in Los Angeles an den Olympischen Spielen teilgenommen und holte Bronze mit dem Team.

Zur tragischen Figur wurde sie bei Olympia in Athen, als sie im abschließenden Springen versehentlich zu früh über die Startlinie ritt und Strafpunkte wegen Zeitüberschreitung kassierte. Dadurch verlor sie Gold im Einzel und mit der Mannschaft.

Hoy hatte jahrelang mit ihrem damaligen Ehemann, dem australischen Weltklasse-Reiter Andrew Hoy, in Großbritannien gelebt. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland trainiert sie in Warendorf, am Sitz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Trotz ihrer Tätigkeit als Bondscoach und als Trainerin von anderen Reitern will sie weiter auf Drei- und Vier-Sterne-Turnieren starten. «Sportlich gesehen habe ich aber auch noch den Traum, einen Grand Prix zu reiten, und da die Dressur immer meine besondere Stärke war, werde ich das jetzt intensiver angehen», sagte sie.


(dpa)

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