Was man bei der WM vielleicht nicht weiß

Moskau – Elf gegen Elf, das Runde muss ins Eckige, ein Spiel dauert 90 Minuten – mindestens. Selbst für absolute Fußball-Laien sind diese Eckdaten klar.

Aber wenn sie bei der Russland-WM doch mal vor dem Fernseher sitzen, tauchen viele Fragen auf: zum Beispiel zum Videoassistenten oder zu dieser stets hektischen Nachspielzeit:

Wie viele offizielle Bälle stehen einem Team zur Verfügung?

Direkt nach der Auslosung im vergangenen Dezember erhielt jede Teilnehmer-Nation 30 offizielle Turnierbälle von der FIFA, um sich an die Eigenschaften des Spielgeräts zu gewöhnen. Bei Ankunft in Russland gab es noch einmal 30 fürs Training. Auch beim Warmmachen im Stadion darf ein Team nur diese offiziellen Turnierbälle nutzen.

Was machen die vielen Referees, die gerade nicht im Einsatz sind?

Die 35 Schiedsrichter, darunter der Münchner Felix Brych mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp, halten sich in Moskau auf und trainieren vormittags jeweils 90 Minuten im Lokomotive-Stadion. Dabei werden unter Anleitung von Ex-Referees wie Jorge Larrionda aus Uruguay mit russischen Nachwuchsteams verschiedene Themen wie Abseits oder Handspiel geübt. Nachmittags geht es zur Spiel-Beobachtung ins Stadion oder zu Reha und Massage. Wenn sie selbst Spiele pfeifen, reisen die Unparteiischen per Flugzeug durch das WM-Gastgeberland und kehren dann anschließend nach Moskau zurück.

Wo sitzen die Video-Assistenten, die zu Beginn des Spiels im Fernsehen eingeblendet werden?

In einem Kontrollraum in Moskau – und sie tragen sogar Schiedsrichter-Kleidung. Der Job sei auch für die Video-Assistenten stressig und sie würden schwitzen, begründet die FIFA diese Kuriosität. Erstmals kommt der umstrittene Videobeweis bei einer WM zum Einsatz. Im Gegensatz zur Bundesliga werden die strittigen Szenen in den Stadien gezeigt. Der TV-Zuschauer erhält eine dreigeteilte Ansicht mit Bildern des Schiedsrichters, der Video-Assistenten im Kontrollraum und vom allgemeinen Geschehen im Stadion.

Darf der Referee so lange nachspielen lassen, wie er lustig ist?

Die Zeit, die der Unparteiische in jeder Halbzeit drauf packt, liegt in seinem Ermessen. Er übermittelt die Minuten dem Vierten Offiziellen am Spielfeldrand, der die Zahl für alle ersichtlich anzeigt. Der Spielleiter darf sie über-, aber nicht unterschreiten. Eine Grenze gibt es laut FIFA-Reglement nicht. Die Nachspielzeit ist meist länger als in der Bundesliga – die Schiedsrichter sind bei der WM gehalten, möglichst viele Unterbrechungen nachspielen zu lassen. So ergibt sich vor allem durch den Videobeweis auch schon mal ein Zuschlag von sieben Minuten.

Irritieren diese wild wechselnden Werbebanden nicht die Spieler?

An die flimmernden Bewegtbilder sind die Profis inzwischen gewöhnt, da sie auch in manchen Ligen und bei Länderspielen Einzug gehalten haben. In der Anfangszeit war das anders: Da passte Spaniens Nationalspieler Thiago bei einem Sieg des FC Bayern München gegen RB Leipzig mal in Richtung eines ebenfalls rot gekleideten Weihnachtsmannes auf Linksaußen.

Warum haben manche Trainer oder Assistenten auf der Bank Kopfhörer und Mikro?

Erstmals sind technische Hilfsmittel zugelassen. So können die Teams Analyse-Material per Screenshot direkt über ein Tablet verwenden. Die Assistenten auf der Tribüne schicken diese wie andere Informationen runter an den Spielfeldrand. Jegliche elektronische Kommunikation zwischen den Akteuren auf dem Feld und den Trainern ist allerdings nicht gestattet.

Wer wählt den «Man of the match», der nach Abpfiff bekanntgegeben und später bei der Pressekonferenz ausgezeichnet wird?

Die Fans wählen online ihren Spieler des Spiels. Die Stimmen können vom Ende der ersten Halbzeit an bis zum Schlusspfiff über die Internetseite und App des Weltverbands sowie über Twitter abgegeben werden. Der ägyptische Torwart Mohamed Al-Schenaui verzichtete auf die Trophäe – weil sie von einer Brauerei gesponsert wird.

Wie viele Spieler dürfen auf der Ersatzbank Platz nehmen?

Alle Spieler, die aus dem 23-köpfigen Kader auf der offiziellen Startliste stehen. Diese muss vom Cheftrainer unterschrieben und 85 Minuten vor Anpfiff abgegeben werden. Da der Fußball viel schneller und athletischer geworden ist, hat die FIFA reagiert und erlaubt nun eine vierte Auswechslung – wenn ein Spiel in die Verlängerung geht. Zusätzlich dürfen noch elf Offizielle pro Team auf der Bank sitzen.

Dürfen Trainer auf der Bank weiterhin noch rauchen?

Die WM-Stadien sind ausdrücklich Nichtraucher-Stadien, das wird schon länger so gehandhabt. Das gilt auch für E-Zigaretten. «Rauchen ist nicht erlaubt im Trainerbereich, in der Umgebung des Spielfelds und in der Wettkampf-Zone wie zum Beispiel in den Kabinen», heißt es im WM-Reglement. Manch ein gestresster Coach mag irgendwo in den Katakomben nach oder vor dem Spiel sündigen. Aber die Zeiten von Kettenrauchern wie César Luis Menotti oder Werner Lorant, die öffentlich auf der Bank gequalmt haben, sind längst vorbei. Schließlich wissen die Trainer auch um ihre Vorbildfunktion.


(dpa)

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