Werder-Krise immer schlimmer: Heimdebakel gegen Mainz

Bremen – Die Werder-Fans pfiffen ihr Team nach dem schockierenden Heimdebakel im Weserstadion aus, Bremens Trainer Florian Kohfeldt muss trotz der immer dramatischeren Talfahrt dennoch weiter nicht um seinen Job bangen.

«Es gibt über Florian keine Diskussionen, weil wir jeden Tag sehen, wie er mit der Mannschaft arbeitet, wie er die Mannschaft einstellt», sagte Geschäftsführer Frank Baumann nach der 0:5 (0:4)-Klatsche der Norddeutschen gegen den FSV Mainz 05 am Dienstagabend im TV-Sender Sky. Schon vor dem Spiel hatte er Kohfeldt das Vertrauen ausgesprochen.

Kohfeldt selbst dachte auch nach dem nächsten sportlichen Tiefschlag nicht an Rücktritt. «Ich werde hier nicht weglaufen, definitiv nicht», sagte Kohfeldt. Nach der fünften Niederlage in den vergangenen sechs Spielen wirkte der Werder-Coach aber sichtlich angeschlagen und stellte sich erstmals nicht mehr vor seine Mannschaft. «Heute gab es nichts, wovor ich mich stellen könnte», sagte der Werder-Coach nach dem desolaten Auftritt seines Teams. «Ich muss jetzt erst einmal eine Nacht darüber schlafen.»

Die Krise nimmt nun immer dramatischere Züge an – in dieser Verfassung wird es das Team von Kohfeldt sehr schwer haben, den Abstieg zu vermeiden. Die groß angekündigte Wiedergutmachung für das 1:6-Desaster bei Bayern München am Samstag blieb nach einer über 90 Minuten völlig verängstigten und emotions- sowie leidenschaftslosen Vorstellung aus.

Vor 37.720 Zuschauern im Weserstadion war Robin Quaison mit seinen drei Treffern (10.,19., 38. Minute ) der Matchwinner für die Mainzer, die sich drei Tage nach dem 0:4 gegen Dortmund deutlich verbessert zeigten und wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt sammelten. Quaison war es in seiner Karriere wohl noch nie so leicht gemacht worden, Tore zu erzielen. Zudem unterlief Milos Veljkovic und Torwart Jiri Pavlenka ein gemeinschaftliches Eigentor zum 0:2 (15.). Der eingewechselte Jean-Philippe Mateta traf sogar noch zum 5:0 (81.).

Kohfeldt hatte angesichts der prekären Situation vor der Partie in für ihn ungewohnter Manier mit martialischer Rhetorik versucht, sein Team im Abstiegskampf endlich wachzurütteln. «Das allerletzte Prozent im Zweikampf, vielleicht auch mal eine eigene Verletzung zu riskieren oder das Tor wirklich ein Stück weit mit dem eigenen Leben zu verteidigen: Das sind Dinge, die ich noch mal etwas stärker in den Vordergrund gerückt habe», hatte der Werder-Coach gesagt.

Doch seine Spieler folgten ihm nicht. Trotz der fünften Niederlage in den vergangenen sechs Spielen muss der Coach an der Weser nach wie vor aber nicht um seinen Job bangen, sondern soll das total verunsicherte Team in der Winterpause wieder aufbauen. Werder-Geschäftsführer Frank Baumann hatte dies vor der Partie im Pay-TV-Sender Sky noch einmal unmissverständlich deutlich gemacht. «Ich brauche ihm aber auch nicht jeden Tag zu sagen, dass wir Vertrauen in ihn haben», sagte Baumann.

Den Gastgebern war die Verunsicherung auf Grund der sportlichen Talfahrt von der ersten Sekunde an anzumerken. Den Bremern unterlief Fehlpass um Fehlpass, fast jeder Zweikampf ging an die von Beginn an richtig bissigen Mainzer. Nach 45 Minuten hatten die Hanseaten nur 38 Prozent der direkten Duelle für sich entschieden.

Nach dem frühen Rückstand durch den überragenden Quaison reagierten die Werder-Fans noch mit aufmunternden Sprechchören. Das 0:2, bei dem Werder-Torwart Pavlenka der Ball nach einem fatalen Querschläger von Veljkovic vom Posten an den Rücken und von dort ins Tor prallte, ließ den Geduldsfaden das ansonsten stets loyalen Publikums aber reißen. Ein gellendes Pfeifkonzert hallte durch das Weserstadion.

Und die Stimmung kippte weiter. Nach 37:50 Minuten stand es 4:0 für die Gäste, weil Quaison zwei weitere Male wie im Training treffen konnte. Erstmals in der Club-Geschichte kassierte Werder in der Ersten Liga vor der Pause vier Gegentreffer. Die Partie war damit frühzeitig entschieden. Für Werder geht es am Wochenende zum nächsten Abstiegsduell nach Köln. In dieser Verfassung ist auch dort nur das Schlimmste für die Grün-Weißen zu erwarten.


(dpa)

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