Wir gegen uns – Wer ist besser im brisanten RB-Duell?

Leipzig – Wir gegen uns! Zumindest muss man sich bei Red Bull Salzburg vor dem ersten Duell in der Europa League am Donnerstag (21.00) bei RB Leipzig so vorkommen.

Beide Clubs wurden von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz gegründet, beide bekommen Millionen von Euro aus dem Getränkekonzern. Keine Frage, dass die Bezeichnung Schwesternclubs immer wieder gern verwendet wird, auch wenn man das bei beiden Vereinen nicht mehr gern hört. Oder hören darf. Denn um überhaupt international spielen zu dürfen, musste das einst so enge Konstrukt entflochten werden.

Ralf Rangnick, jetzt Trainer und Sportdirektor in Personalunion beim sächsischen RB-Ableger, war einst auch als Sportdirektor für die Österreicher mit zuständig. Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff war bis vor einem guten Jahr Head of Global Soccer und als dieser für alle Konzernclubs, also auch die in New York und Brasilien, verantwortlich. Erst als RasenBallsport die Bundesliga stürmte und sich für die Champions League zu qualifizieren drohte, musste man bei Red Bull handeln. Denn die Regeln des europäischen Dachverbandes UEFA erlauben nicht, dass eine juristische oder natürliche Person Kontrolle oder Einfluss auf mehr als einen Verein haben darf. Mintzlaff gab sein Konzern-Amt auf, die Salzburger lösten sich aus der Konzern-Gesellschaft und haben nur noch Red Bull als Hauptsponsor. «Alle Kriterien wurden erfüllt», sagte UEFA-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti.

Nun also das erste direkte Aufeinandertreffen. Gleich sechs aktuelle RB-Leipzig-Kicker trugen bereits das Salzburg-Trikot: Peter Gulacsi, Konrad Laimer, Dayot Upamecano, Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer und Kevin Kampl. Insgesamt folgten seit 2012 gleich 17 Kicker dem Lockruf von Rangnick nach Leipzig. Andersherum lief die Zusammenarbeit eher schleppend. Im Kader der Salzburger stehen mit Torhüter Philipp Köhn und Verteidiger Kilian Ludewig lediglich zwei ehemalige Leipziger. Und natürlich Trainer Marco Rose, aber der spielte einst für den 1. FC Lok Leipzig.

Es steckt also viel Brisanz in dem Duell, auch wenn niemand von einer möglichen Wettbewerbsverzerrung oder gar Stallorder etwas wissen will. Mintzlaff sprach von völligem Unsinn und begründete dies: «Allein der Gedanke an Absprachen zwischen zwei Vereinen ist nicht mit unseren Werten vereinbar.» Salzburg-Trainer Rose meinte: « Wir haben eine Gruppe zu spielen, in der wir uns durchsetzen wollen. Und ein Gegner davon ist Leipzig. Dass das ein spezieller Gegner für uns ist, ist aber auch klar.»

Weil eben jeder dem anderen zeigen will, wer der bessere RB-Club ist. Und das in einer Partie, in der zwei fast identische Spielsysteme aufeinandertreffen. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil für den objektiven Betrachter sein wird, kann kaum vorausgesagt werden. Konrad Laimer betonte jedenfalls: «Es werden zwei giftige und intensive Spiele. Ich freue mich.» Auch wenn die Österreicher nach UEFA-Vorgaben gar nicht als RB Salzburg nach Leipzig kommen. In internationalen Wettbewerben muss der Club als FC Salzburg antreten.


(dpa)

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