«Wollte wie MJ sein» – NBA-Star James überholt Idol Jordan

Los Angeles – Mit feuchten Augen verfolgte LeBron James das Tributvideo zu seinen Ehren und vergrub sein Gesicht immer wieder im weißen Handtuch.

In der ewigen Punkte-Liste der NBA übertrumpfte der Basketball-Superstar der Los Angeles Lakers sein Idol Michael Jordan, schob sich auf Rang vier – und erinnerte an die große Bedeutung der Legende für seine eigene Karriere.

«Für ein Kind aus Akron, Ohio, das Inspiration und positiven Einfluss brauchte, war MJ genau dieser Typ für mich», sagte James in der Kabine nach der 99:115-Niederlage der Lakers gegen die Denver Nuggets. «Ich wollte wie MJ sein, wollte im Rückwärtsfallen werfen wie er, wollte meine Zunge rausstrecken wie er, wollte Schuhe tragen wie er. Das ist verrückt, um ehrlich zu sein, mehr als verrückt.»

Mit nun 32.311 Punkten in der regulären NBA-Saison liegt James vor Jordan (32.292) und nur noch hinter Kareem Abdul-Jabbar (38.387), Karl Malone (36.928) und Kobe Bryant (33.643). Dirk Nowitzki (31.364) fehlen aktuell nur noch 55 Zähler auf Wilt Chamberlain und Platz sechs der Bestenliste.

Mit einem «Jagd auf Jordan»-Zähler heizten die Lakers in ihrer TV-Übertragung das Rekordfieber selbst an. Als James den entscheidenden Korb Mitte des zweiten Viertels erzielte, erhielt er Ovationen im Staples Center, Team-Manager und Legende Earvin Magic Johnson gratulierte noch während der Partie via Twitter, über den Videowürfel lief wenig später ein Clip mit den Meilensteinen von James‘ Karriere.

Doch aller Jubel kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für den dominierenden Spieler seiner Generation eine der enttäuschendsten Saisons der Karriere ist. Auch mit 31 Punkten konnte er die vierte Niederlage in Serie nicht verhindern. Die Playoffs sind in seiner ersten Spielzeit für das Glamourteam aus Kalifornien fast außer Reichweite, die Lakers liegen schon sieben Siege hinter dem letzten K.o.-Rundenplatz in der Western Conference. Für James, der zuvor achtmal in Serie in den NBA-Finals stand, wäre es das erste Mal seit 2004/05, dass er die Playoffs verpasst.

Damit dürfte auch in der Spätphase seiner Laufbahn die Experten-Debatte darüber weitergehen, ob James seinem Idol das Prädikat des größten Basketballers der Geschichte streitig machen kann. Jordan hat da seine eigene Ansicht. «Würde ich LeBron höher als Kobe (Bryant) einstufen? Nein», sagte der heute 56-Jährige einmal. «Kobe hat fünf Titel gewonnen, LeBron drei.» Was Jordan dabei miterzählen wollte: Er selbst hat sechs.

Auch Routinier Nowitzki erreichte in seinem 21. NBA-Jahr einen weiteren Meilenstein. Der 40 Jahre alte Würzburger absolvierte bei der 123:132-Niederlage seiner Dallas Mavericks gegen die Washington Wizards sein 1504. Spiel und zog nach Partien mit NBA-Legende John Stockton gleich. Nur die ehemaligen Profis Robert Parish (1611) und Kareem Abdul-Jabbar (1560) haben in der nordamerikanischen Basketball-Liga noch mehr Spiele (ohne Playoffs) auf dem Konto.

Die K.o.-Runde ist dabei für Nowitzki, der zwei Punkte erzielte, noch weiter entfernt als für James. Die Mavs haben bereits zehn Siege Rückstand auf die Playoff-Plätze in der Western Conference.


(dpa)

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