Wunram trotzt Regen und Wellen: WM-Silber im Freiwasser

Yeosu – Fröstelnd mit einem Handtuch über der Schulter stand Finnia Wunram im strömenden Regen von Yeosu. Aushilfscoach und Doppel-Medaillengewinner Rob Muffels versuchte sie mit einem Schirm zumindest ein wenig zu schützen.

Nach ihrer überraschenden Silbermedaille über 25 Kilometer musste Wunram erstmal ganz tief durchpusten. Dann sagte sie: «Ich bin gerade einfach nur froh, dass es durch ist. Dass da Silber bei rausgesprungen ist, ist natürlich noch umso schöner.» Die 23-Jährige trotzte prasselnden Tropfen, Sturm und Wellen und bescherte den Freiwasserschwimmern im letzten WM-Rennen die fünfte Medaille.

«Wahnsinn!», sagte Lurz. «Wir sind super happy, super glücklich.» Sein Team sorgte in den Tagen von Yeosu für eine zuvor nicht absehbare Medaillenflut. Zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze – für die Langstreckenspezialisten waren es die erfolgreichsten Weltmeisterschaften seit 2013. Zudem sicherten sie sich alle vier möglichen Tickets für Olympia im kommenden Jahr in Tokio – ein Novum.

Wunram durfte sich nach Bronze im Fünf-Kilometer-Rennen von Kasan 2015 über die zweite WM-Medaille ihrer Karriere freuen. Beim Kampf gegen starke Konkurrentinnen und widrige Bedingungen unterstützte sie Teamkollege Muffels besonders. Der 24-Jährige half bei der Verpflegung, gab Tipps. Der Bronzegewinner über zehn Kilometer und Champion mit der Staffel machte seinen Job ausgezeichnet. Weil der Magdeburger Trainer und Teamchef der deutschen WM-Mannschaft Bernd Berkhahn schon zu den Beckenschwimmern nach Gwangju gefahren war, gab Muffels den Coach, wie Wunram lächelnd erklärte.

Um sich die Rennzeit von mehr als fünf Stunden zu vertreiben, ließ sie ihre Gedanken im Hafenbecken des Weltausstellungsgeländes von 2012 auch mal schweifen. «Ich habe meistens irgendwelche Lieder im Kopf, die ich dann abspiele.» Welche? Daran konnte sie sich nach dem Kraftakt nicht mehr erinnern.

Der Akku war leer. An eine richtig zünftige Medaillenparty dachte Wunram erstmal nicht. «Vielleicht ein bisschen feiern, vielleicht ein bisschen Kuchen», sagte die Magdeburgerin. Auch der Bundestrainer wurde nicht so richtig konkret. «Wir werden bestimmt heute Abend mal anstoßen», sagte er immerhin. «Das gehört dazu.»

Bei der vergangenen WM in Ungarn vor zwei Jahren waren seine Langstreckler noch ohne Medaille nach Hause gefahren. Danach sei ein «Ruck durch die Mannschaft» gegangen, erklärte Lurz. Man habe sich dazu entschieden, an mehr Wettkämpfen teilzunehmen. Die Schwimmer sammelten Erfahrung. Eine besondere Rolle kommt zudem Zehn-Kilometer-Weltmeister Florian Wellbrock zu. Als «Typ» und «Charakter» ziehe der 21-Jährige die Mannschaft mit, erklärte Lurz.

Der Würzburger hofft, dass Wellbrock, der in der Halle über 1500 und 800 Meter startet, die deutsche Freiwasser-Euphorie mit nach Gwangju nimmt. Vom 21. Juli wird es für die Beckenschwimmer ernst. Wunram drückt «fest die Daumen, dass sie hoffentlich genauso weitermachen, wie wir hier aufgehört haben.»


(dpa)

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