London – Nach dem schlechtesten Saisonstart von Englands Fußball-Rekordmeister Manchester United seit 29 Jahren muss Startrainer José Mourinho mehr denn je um seinen Job bangen.
Zinedine Zidane wird in britischen Medien bereits als heißer Nachfolge-Kandidat gehandelt. Denn die Stimmung bei den Red Devils ist spätestens nach der 1:3-Schlappe bei West Ham United am Samstag endgültig vergiftet. Langjährige United-Profis fällen ein vernichtendes Urteil über ihren ehemaligen Club.
Der frühere United-Kapitän Rio Ferdinand fordert eine schnelle Entscheidung. «Es werden jetzt Gespräche auf höchster Ebene über die Zukunft des Trainers und der Mannschaft stattfinden», sagte der frühere Nationalspieler nach dem desolaten Auftritt der United-Profis im London Stadium. «Sie können nicht zulassen, dass das die ganze Saison so weitergeht. Spieler auf der einen Seite, Mourinho und sein Team auf der anderen. Wenn das so weitergeht», meinte Ferdinand, « wird es die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte.»
Immer wieder gibt es Nebenkriegsschauplätze beim Traditionsverein. Das Verhältnis zwischen Mourinho und Weltmeister Paul Pogba ist nach mehreren öffentlichen Disputen nicht mehr vorhanden. Im Sommer wollte der exzentrische Trainer mehr Geld für Neuverpflichtungen, die er nicht bekam. «Derzeit hat der Verein etwas von einem Chaos-Club», ätzte der frühere United-Profi Paul Scholes.
Das Champions-League-Spiel am Dienstag gegen den FC Valencia könnte womöglich die letzte Chance für Mourinho werden. Zwar sprach Club-Vize Ed Woodward vor kurzem noch davon, «nicht reflexartig auf Ergebnisse zu reagieren». Eine Pleite gegen die Spanier könnte die ohnehin angespannte Stimmung nach dem Fehlstart in der Liga und dem peinlichen Aus im Ligapokal gegen Zweitligist Derby County rund um das Old Trafford aber weiter verschlechtern. Dann wäre Woodward fast schon zum Handeln gezwungen.
Doch auch der Club-Vize gerät stärker unter Druck. Nach der sehr erfolgreichen Ära mit Sir Alex Ferguson, der zwischen 1986 und 2013 zwei Champions-League-Triumphe und 13 englischen Meisterschaften gewann, wartet United seit 2013 auf den Titel in der Premier League. «Es ist nicht nur der Trainer, sondern auch die mangelnde Fußball- Kompetenz in der Führung. Sie haben alle keinen Plan», kritisierte Gary Neville, der zwischen 1995 und 2007 bei Man United spielte.
Laut britischen Medien ist der ehemalige Weltklasse-Profi Zidane bei einem Mourinho-Aus der Wunschkandidat. Der Franzose, der bis zum Sommer Coach von Real Madrid war und nach drei Champions-League-Titel in Serie zurücktrat, kündigte vor knapp zwei Wochen eine baldige Rückkehr als Trainer an. Angeblich soll Zidane bereits Nachhilfeunterricht in englischer Sprache nehmen.
(dpa)