Simone Biles dominiert Turn-Event in Stuttgart

Stuttgart – Entspannt lehnte sich Simone Biles auf der Couch in der Kiss-and-Cry-Zone zurück und genoss lächelnd die Ovationen der 5000 Turn-Fans.

Die Rekordweltmeisterin aus den USA hat ihren ersten Start beim Weltcup in Stuttgart zu einer begeisternden Machtdemonstration genutzt und die anderen Weltklasse-Turnerinnen fast zu Statisten degradiert. Mit den besten Wertungen an allen vier Geräten und 58,800 Punkten im Mehrkampf setzte sich die viermalige Olympiasiegerin überlegen mit fast vier Zählern vor Anne-Marie Padurariu aus Kanada durch und kassierte die 12.000 Schweizer Franken Preisgeld.

Lokalmatadorin Elisabeth Seitz turnte am Sonntag mit 54,399 Punkten einen starken Vierkampf und sicherte sich als Dritte eine Belohnung von 8000 Franken. Besser war sie beim Stuttgarter Weltcup nur 2012 und 2018 jeweils als Zweite. «Ich wollte auf das Podium, aber mir war klar, wie schwer das bei dieser Konkurrenz hier wird», sagte Seitz.

Sie präsentierte erstmals seit sechs Jahren wieder die Doppelschraube bei ihrem Jurtschenko-Sprung und erkämpfte mit 14,50 Punkten das zweitbeste Resultat am Auftaktgerät. Gleiches gelang der WM-Dritten am Stufenbarren (14,233), wo sie eine neue Verbindung einbaute und ebenfalls nur Biles (14,300) den Vortritt lassen musste. Mit ihrem insgesamt überzeugenden Auftritt schürte sie Hoffnungen auf eine erfolgreiche WM im Oktober in der benachbarten Schleyer-Halle.

Kim Bui, die beim Weltcup-Auftakt in Greensboro/USA Fünfte war, kam bei ihrem Heimspiel vor 5000 Zuschauern in der ausverkauften Porsche-Arena auf Platz sieben (52,166 Punkte). «Was Simone Biles macht, ist von einem anderen Stern», kommentierte sie.

Biles, die nur 1,42 Meter große Powerfrau, die mit 22 Jahren schon 14 WM-Titel gewonnen hat, nutzte ihr Debüt in Stuttgart, um die Bedingungen für die WM zu checken. Bei der zurückliegenden WM in Doha hatte die Vierfach-Olympiasiegerin bei ihrem Comeback nach Olympia mit vier Titeln die Fachwelt beeindruckt.

Dieser Erfolg kam überraschend, weil sie im Januar 2018 öffentlich gemacht hatte, wie mehr als 260 junge Sportlerinnen vom früheren US-Teamarzt Larry Nassar sexuell missbraucht worden zu sein. Konsequenz der Prozesse war die Strafe von bis zu 175 Jahren Haft für Nassar.

Tags zuvor hatte Marcel Nguyen mit einem stabilen Sechskampf (82,864 Punkte) und Platz vier überzeugt, danach aber überraschend seinen Wunsch öffentlich gemacht, bei der EM vom 10. bis 14. April in Stettin auf den Mehrkampf zu verzichten. «Es ist legitim von ihm, dass er solche Gedanken äußert. Aber ich habe eben eine andere Meinung», sagte Cheftrainer Andreas Hirsch. «Wir werden uns nun zusammensetzen und die Sache klären.»

Die 12.000 Franken Sieger-Preisgeld holte Mehrkampf-Weltmeister Dalalojan ab. Der in der Bundesliga für Schwäbisch Gmünd startende Russe kam trotz zwei Abstürzen am Reck auf 84,497 Punkte.


(dpa)

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