Chanel zelebriert in Paris Eleganz

Paris – Ein plätschernder Brunnen, gepflegte Kieswege, berankte Arkaden: Eine idyllische Parklandschaft erwartete die Gäste der Chanel-Schau am Dienstag mitten im Pariser Grand Palais.

Entsprechend harmonisch wirkten dann auch die Entwürfe. Blüten fand man überall – wie ein Aquarell über einen weiten Rock getuscht, als Stoffrose auf halbhohe Stiefeletten gestickt und in der Kelchform eines Rocks aus Seidentaft.

Die Kostüme aus von Hand gezupftem Tweed kamen in Pastell- und bonbonfarben daher und schimmerten dezent dank eingestickter Pailletten. Chanel-Designer Karl Lagerfeld zeigte Couture vom Feinsten. Jeder Entwurf war mit höchster Präzision geschnitten und verziert. Ob nun in Form roséfarben dahinfliegender Federn oder glitzernder Edelsteine.

Lagerfeld, der am Ende der Schau mit einem gepflegten Bart herauskam, hatte sich von einem Foto von Coco Chanel von 1937 inspirieren lassen. Sie trägt darauf einen mit Stoffblüten geschmückten Schleier und ein besticktes langes Kleid. Eine ähnliche Kopfbedeckung setzte er den Mannequins auf. Und transportierte so die Eleganz des Bildes von damals auf den Laufsteg.

Überhaupt scheint Eleganz bei diesen Haute-Couture-Schauen für Frühjahr/Sommer 2018 wieder «en vogue». Der von der Marke Vêtements im vergangenen Jahr in Mode gebrachte «Schluffi»-Look hat zumindest in Paris ausgedient. Im Publikum sieht man wieder hohe Hacken und Blazermäntel, Pelzjacken und Goldschmuck. Oder einen lässigen Jet-Set-Look, wie er in den 1970er-Jahren angesagt war. Dazu passte die Schau des US-Duos Proenza Schouler am Montagnachmittag. Die Designer Lazaro Hernandez und Jack McCollough griffen indianische und westliche Elemente auf und zeigten eine Mischung aus Hippie-Chic und Offiziers-Stil.

Die Entwürfe von Ralph & Russo sind durch das offizielle Verlobungsfoto von Meghan Markle und Prinz Harry in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Markle trägt darauf einen schwarzen Entwurf der britischen Marke mit zartem Oberteil und einen mit Federn bestickten Rock. In einem ähnlichen Stil waren die Entwürfe, die Tamara Ralph und Michael Russo bei den Couture-Schauen zeigten – lange Roben aus halbtransparenter Seide mit aufwendig gerafften Röcken und kunstvollen Stickereien, dazu ein Hauch von Fernost mit an Kimonos erinnernden Kleidern. Markle saß zwar nicht im Publikum, dafür aber die Sängerin Kylie Minogue. 

Farben und Formen der Natur wollte Iris van Herpen in ihrer Kollektion nachbilden. Sie lud zur Schau ins Naturkundemuseum, was perfekt zu den organisch wirkenden Entwürfen passte. Erdfarben dominierten, während die Muster an Versteinerungen erinnerten. Wie schon oft arbeitete die niederländische Modedesignerin mit kunstvoll geschwungenen Schnitten, die allerdings diesmal alltagstauglicher und tragbarer als sonst wirkten. Einige Models erinnerten in ihren Roben an Schmetterlinge. Die hätte auch Karl Lagerfeld für seine blühende Parklandschaft noch gut gebrauchen können. 


(dpa)

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