Amnesty-Expertin kritisiert schwache Haltung in Katar-Frage

Berlin (dpa) – Katar-Expertin Regina Spöttl von Amnesty International fordert von den Fußball-Verbänden und -Vereinen eine klarere Haltung in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland der WM 2022.

«Da ist im Moment noch wenig Bewegung zu sehen. Das muss sich ändern», sagte Spöttl der «Süddeutschen Zeitung». «Ein großes Sportfest wie die Fußball-WM kann doch nicht auf dem Rücken von zwei Millionen ausgebeuteten Arbeitsmigranten stattfinden. Wir haben natürlich mit der FIFA gesprochen und mit diversen Vereinen wie dem FC Bayern, die Beziehungen nach Katar unterhalten.»

Amnesty hatte unter der Woche mitgeteilt, dass ausländische Arbeiter auf einer Baustelle der WM über Monate nicht bezahlt worden seien. Die rund 100 Arbeiter erhielten demnach bis zu sieben Monate lang keinen Lohn. Katar erklärte daraufhin, es toleriere keinerlei «skrupellose Behandlung» von Arbeitern. Die betroffene Firma habe eine Geldstrafe erhalten, ihre Tätigkeiten seien ausgesetzt worden, bis alles Löhne bezahlt würden.

Dem Emirat wird immer wieder vorgeworfen, dass dort ausländische Arbeiter ausgebeutet werden. Am Pranger stehen unter anderem schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. Katar verweist darauf, dass sich die Lage der Arbeiter durch Reformen im Vorfeld der WM verbessert habe. So hatte das Land die Ausreisebeschränkungen für Arbeitsmigranten weiter gelockert. Auch die Internationale Arbeitsorganisation der UN (ILO) bescheinigte Katar Fortschritte.

«Katar ist weiterhin ein Niedriglohnland für Arbeitsmigranten», sagte Spöttl. «Es gibt zwar einen Mindestlohn, rund 300 Dollar im Monat.» Das Kafala-System, das Arbeitnehmer «sehr eng an ihre Arbeitgeber bindet und ihre Bewegungsfreiheit stark einengt», heiße zwar nicht mehr so, «aber es existiert noch immer. (…) Die Kontrolle über die Arbeiter ist weiterhin sehr groß, sie können geradezu erpresst werden, was auch leider oft geschieht – bis hin zu Zwangsarbeit.»

(dpa)