Aussortierte Großner fordert Ludwig/Walkenhorst

Jurmala – Der Beachvolleyball-Sommer 2017 ist voll von Überraschungen für die deutschen Teams – und das in positiver wie negativer Hinsicht.

Nachdem die Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst in Wien trotz widriger Umstände ihren ersten WM-Titel erkämpft hatten, schreiben nun Nadja Glenzke und Julia Großner die nächste erstaunliche Geschichte. Das eigentlich als Perspektivteam geltende, aber plötzlich ohne Perspektive dastehende Duo hat bei der EM in Lettland unerwartet das Viertelfinale erreicht.

Dort sind am Samstag die Beach-Königinnen Ludwig/Walkenhorst die Kontrahentinnen, die in Jurmala im Achtelfinale die Finninen Sinnema/Stubbe 2:0 (22:20, 21:15) besiegten. Auch Chantal Laboureur und Julia Sude stehen nach einem klaren 2:0 (21:12, 21:17) gegen das niederländische Duo Meppelink/van Gestel in der Runde der letzten Acht.

Die 21-jährige Glenzke sowie die 29 Jahre alte Großner liebäugeln nun sogar mit der Sensation. «Laura und Kira können ja nicht jedes Jahr Europameister werden», sagte Blockerin Glenzke mit einem Lächeln. Großner erinnerte an die knappe 1:2-Niederlage in der WM-Gruppenphase gegen die späteren Weltmeisterinnen: «Wir haben da ein gutes Spiel gegen sie gemacht und jetzt einfach nichts mehr zu verlieren.»

Das trifft vor allem auf die Abwehrspielerin selbst zu. Denn mitten in der EM wurde bekannt, dass es das Team Glenzke/Großner am zentralen Beachvolleyball-Stützpunkt in Hamburg in der kommenden Saison nicht mehr geben wird. Großner gehört zu den fünf Athleten, die nach nur acht Monaten vom nationalen Verband aussortiert wurden – ein Schock. Denn die Konzentration der Spitzenkräfte war eigentlich als längerfristige Maßnahme angelegt. «Uns wird sehr viel abverlangt», hatte Großner noch bei der WM in Wien berichtet.

Die Berlinerin verlegte wie Glenzke ihren Lebensmittelpunkt ab Januar nach Hamburg. «Ich will so einen großen Umbruch nicht halbherzig machen», hatte Großner betont. Nun ist mit der Förderung schon wieder Schluss wie auch für Max Betzien, Tim Holler, Jonathan Erdmann und Armin Dollinger, was das Projekt des Deutschen Volleyball-Verbandes erneut in ein schlechtes Licht rückt. Erdmann/Dollinger waren auch bei der EM am Start und schieden am Freitag wie alle anderen deutschen Herren-Teams vor der entscheidenden Phase aus.

Glenzke/Großner aber zeigten Kampfgeist, Können und wohl auch Trotz. Sie beförderten erst die Hamburger Trainingskolleginnen Victoria Bieneck und Isabel Schneider, die auch 2018 weiter gefördert werden, mit 2:0 (24:22, 21:16) aus dem Wettbewerb. Dann setzten sich die Berlinerinnen im Achtelfinale gegen Karla Borger und Margareta Kozuch (Haltern) mit 2:1 (21:23, 21:15, 17:15) durch. Borger/Kozuch lagen monatelang mit dem Verband im Streit, weil sie sich nicht der Zentralisierung unterordnen wollen – Ausgang noch immer offen.

Die 1,86 Meter große Blockspezialistin Glenzke soll im neuen Jahr mit einer anderen Partnerin am Stützpunkt weitermachen. Nach der Aussortierung von Großner und Co. bleiben viele Fragen. «Die Gründe waren bei jedem Athleten unterschiedlich», sagte Bundestrainer Martin Olejnak in der «Berliner Morgenpost».


(dpa)

(dpa)