BVB kehrt mit viel Selbstvertrauen aus den USA zurück

Dortmund – Selbst die Unwetterfront in Chicago, die den Abflug um fast zwei Stunden verzögerte, konnte die gute Stimmung nicht trüben. Am Ende der knapp einwöchigen Reise durch die USA mit 18.000 Kilometern, mehreren Zeitzonen und diversen PR-Terminen überwog bei allen BVB-Profis die Zufriedenheit.

Nicht nur die zwei freien Tage, die Coach Lucien Favre seinen müden Profis nach der Landung in Dortmund gewährte, sondern auch das 3:2 gegen den FC Liverpool am Ende der Tour sorgten für gute Laune. «Das ist eine Charaktersache, da gehört Willensstärke dazu. Wir haben die Aufgabe mit Bravour bestanden», lobte Marco Reus.

Nach Einschätzung des Kapitäns hat der Revierclub bei allen Reisestrapazen, die er im Kampf um die Erschließung neuer Märkte in Kauf genommen hat, in Amerika Mut für die kommende Saison geschöpft – vor allem beim verdienten Sieg im feuchtheißen South Bend über den vom ehemaligen BVB-Coach Jürgen Klopp betreuten Champions-League-Sieger aus England. Es passte ins Bild einer wachsenden Einheit, dass die letzte teambildende Maßnahme der Reise nicht auf dem Fußballplatz, sondern in einem Fast-Food-Restaurant stattfand. Ungeachtet aller Ernährungsvorgaben gönnten sich die Spieler mit Erlaubnis von Favre Burger, Pommes und Shakes.

Sowohl beim 3:1 im ersten Test zwei Tage zuvor bei den Seattle Sounders als auch beim Erfolg über Liverpool ließ die durch namhafte Zukäufe verstärkte Borussia zumindest zwischenzeitlich großes Potenzial erkennen. «Der BVB ist auf allen Positionen mit höchster Qualität besetzt. Es ist sehr eindrucksvoll, was sie machen», schwärmte Klopp. Aus alter Verbundenheit vermied es der Coach jedoch, seinen ehemaligen Club zum Bundesliga-Titelfavoriten zu erklären: «Ich will sie nicht zu sehr loben, denn es könnte ja sein, dass auch einige Deutsche zuhören und der Druck auf sie damit steigt. Das ist nicht meine Absicht.»

Gleichwohl werden die Spieler lernen müssen, mit diesem Druck umzugehen. Schließlich hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erstmals seit Jahren den Titel als Saisonziel ausgerufen. Für Störgeräusche könnte jedoch der noch immer zu große Kader mit über 30 Profis sorgen. Nicht zuletzt deshalb brachte Favre noch in Amerika seine Vorstellungen über eine ideale Kadergröße zum Ausdruck: «30 Spieler? Das ist unmöglich! 22, 23 Feldspieler maximal. Dazu die drei Torhüter – und noch ein paar junge Spieler.»

Deshalb ist Sportdirektor Michael Zorc nach den Zukäufen von Nico Schulz (Hoffenheim), Thorgan Hazard (Mönchengladbach), Julian Brandt (Leverkusen), Mats Hummels (München) und Mateu Morey (Barcelona) weiter gefordert. Maximilian Philipp dürfte der Nächste sein, der den BVB verlässt. Der Mittelfeldspieler reiste zwar mit in die USA, kam aber bei keinem Testspiel zum Einsatz. Er steht dem Vernehmen nach vor einem Wechsel zum VfL Wolfsburg. Weitere Verkaufskandidaten sind Raphael Guerreiro und die zuletzt verliehenen André Schürrle und Shinji Kagawa.

Für einen Perfektionisten wie Trainer Favre waren die Tage in den USA zur Vorbereitung auf die Saison sicherlich suboptimal. Dennoch verkniff sich der Schweizer Fußball-Lehrer Kritik. «Ich habe mich gefreut, viel Natur zu sehen, viele Seen. Ich habe kein Problem damit, es gibt Schlechteres», kommentierte er Fragen nach den Reisestrapazen.

Nach Einschätzung der Vereinsbosse bleibt dem Coach in den kommenden Wochen genug Zeit, am Feinschliff für sein Team zu arbeiten. Kapitän Reus sprach dem Coach aus der Seele: «Wir freuen uns, dass wir wieder zuhause sind und richtig arbeiten können.»


(dpa)

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