Dahlmeier sprintet zu WM-Bronze – Kuzmina holt erstes Gold

Östersund – Laura Dahlmeier hatte sich gerade ihre zwölfte WM-Medaille nacheinander gesichert, da wurde die Olympiasiegerin ganz emotional. «Ich habe selbst am meisten gezweifelt, gerade die letzten Tage», sagte die Biathlon-Überfliegerin mit leiser Stimme.

Mit Bronze im WM-Sprint von Östersund gelang der 25-Jährigen am Freitag nach unzähligen gesundheitlichen Rückschlägen ein Erfolg, mit dem sie selbst am allerwenigsten gerechnet hat. «Das fühlt sich fast wie eine Goldmedaille an», sagte die siebenmalige Weltmeisterin und ergänzte: «Ich habe gedacht: Ich schaffe das nicht, ich komme nicht rum um den Kurs. Jetzt hat es funktioniert. Das ist beeindruckend.»

Tags zuvor hatte die Skijägerin aus Garmisch-Partenkirchen noch wegen einer leichten Erkältung die Mixed-Staffel auslassen müssen und beim Silber-Gewinn des deutschen Teams gefehlt. Beim Frühstück am Freitagmorgen hustete Dahlmeier immer noch wie verrückt, «die anderen haben eine großen Bogen um mich gemacht», erzählte sie.

Die letzten Tage, sagte sie, sei es ihr «echt schlecht» gegangen. Trotzdem startete sie. Im Ziel war sie dann völlig ausgepumpt liegen geblieb, ehe ihr Mannschaftsarzt Klaus-Jürgen Marquardt und ein Betreuer auf die Beine halfen. «Ich habe noch nie so kämpfen müssen wie heute», sagte Dahlmeier: «Egal wie oft man das gemacht hat, das ist immer brutal.»

Sie sicherte sich dank einer tadellosen Schießleistung und einer klugen Renneinteilung den ersehnten Podestplatz, musste sich nach 7,5 Kilometern nur der dreimaligen Olympiasiegerin Anastasija Kuzmina aus der Slowakei und der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold geschlagen geben. Die ehemalige Gesamtweltcupsiegerin aus Bayern verschaffte sich eine hervorragende Ausgangsposition für die Verfolgung am Sonntag (13.45 Uhr/ARD und Eurosport).

Dahlmeier lag im Ziel 12,6 Sekunden hinter Kuzmina und 9,7 Sekunden hinter Tandrevold. «Alles was jetzt noch kommt, lasse ich locker angehen», sagte Dahlmeier und macht sich selbst keinen Druck für die Verfolgung, ihr erklärtes Lieblingsrennen: «Ich bin extrem froh und dankbar, dass ich mit der Medaille nach Hause fahren darf.»

Die ebenfalls hoch gehandelte und mit Mixed-Silber dekorierte Denise Herrmann verpasste durch zwei Fehler im Stehendschießen ihre erste WM-Einzelmedaille. Die frühere Langläuferin legte die Laufbestzeit hin, aber die 300 Extrameter konnte sie nicht kompensieren. Auf den schweren Strecken unweit des zugefrorenen Storsjön-Sees, wo sie im Dezember 2017 ihre ersten beiden Weltcupsiege holte, kam sie als Sechste (+ 23,9 Sekunden) ins Ziel. «Es ist bitter, weil mit nur einem Fehler noch was gegangen wäre», sagte sie.

Ein Phänomen aber bleibt Dahlmeier. Zwölf WM-Medaillen nacheinander schaffte noch kein Biathlet. Dabei liegen wohl die schwersten Monate der Karriere hinter ihr. Im Oktober hatte sie notgedrungen eine Zwangspause verkündet – weil gar nichts mehr ging. Der Körper streikte, die Belastungen waren zu hoch, die Rückschläge häuften sich. Einem Unfall mit dem Mountainbike folgten in der Vorbereitung eine Weisheitszahn-Operation und ein langwieriger Infekt. Sie musste auf Rennen verzichten, ihrem Körper immer wieder Pausen geben.

«Ich bin in diesem Jahr vor so viele Herausforderungen gestellt worden, und habe mich echt gefragt: Was ist das jetzt wieder für eine Lektion, die ich da lernen muss? Warum werde ich jetzt wieder krank?», sagte Dahlmeier. Auf dem Podest hatte sie noch fröhlich gejubelt, später bei den Interviews wirkte sie dann deutlich nachdenklicher und realisierte erst langsam, was sie geschafft hat.

Auch ihre Teamkolleginnen verneigten sich. «Sie hat verdient die Medaille gemacht, das ist grandios für Laura», sagte Herrmann. «Sie weiß, wie es geht, beim Großereignis null Fehler zu schießen.» Das soll am besten auch am Sonntag im Jagdrennen gelingen. Bis dahin will es die 20-malige Weltcupsiegerin besonders ruhig angehen lassen. Normalerweise würde Dahlmeier am Samstag locker trainieren gehen, «aber aktuell fühle ich mich so, als würde ich mich am liebsten ins Bett verkriechen und nix machen».


(dpa)

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