Der junge Törles und sein Törchen: Im Gedenken an den Opa

Nürnberg – Seinen Premierentreffer in der Fußball-Bundesliga widmete Nürnbergs Joker Törles Knöll seinem verstorbenen Großvater.

«Es war ein sehr schöner Moment für mich, weil ich direkt nach meinem Tor in den Himmel geschaut habe, weil mein Opa vor einigen Wochen verstorben ist, der mich auf meinem Weg immer begleitet hat. Und ich weiß, dass er zugeschaut hat und ich ihm so zurückgeben konnte, was er alles für mich getan hat», sagte Knöll nach seinem glänzenden Auftritt für den 1. FC Nürnberg beim 2:0 (0:0) gegen Hannover 96.

Trainer Michael Köllner hatte ihn nach Knölls eigener Aussage in der 73. Minute mit dem lakonischen Satz «Viel Glück und viel Spaß» eingewechselt. Gerade einmal zwei Minuten später prallte ein Kopfball von Kapitän Hanno Behrens vom linken Pfosten vor seine Füße. Knölls wuchtigen Schuss lenkte Hannovers Kapitän Waldemar Anton (75.) ins eigene Tor ab, wie die Torlinientechnologie bestätigte.

In der 77. Minute schloss der ablösefreie Neuzugang vom Hamburger SV dann einen Konter nach optimaler Vorlage von Mikael Ishak zum Endstand ab und bescherte dem fränkischen Aufsteiger den ersten Bundesligasieg in dieser Saison. «Ich bin superglücklich und dankbar, dass ich die Chance vom Trainer bekommen habe und dass ich der Mannschaft zurückzahlen konnte, wie sie mich in den ersten Wochen aufgenommen hat», bedankte sich der 21 Jahre alte Angreifer. «Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen.»

Für den in der Partie weitgehend spielbestimmenden 1. FC Nürnberg endete eine lange Zeit des Wartens. 1641 Tage oder viereinhalb Jahre hatte der neunmalige deutsche Meister auf seinen nächsten Bundesligasieg nach dem 2:0 am 26. März 2014 gegen den VfB Stuttgart warten müssen. Als «schon sehr groß» bezeichnete Verteidiger Georg Margreitter die Erleichterung und hatte ein großes Lob für den treffsicheren U20-Nationalstürmer.

«Der Törles arbeitet so, wie ich mir das auch von einem Jungen wünschen würde: Er hält den Mund und gibt Gas, er arbeitet jeden Tag hart. Dass er mit seinem ersten Tor belohnt wurde, das auch noch ein ganz wichtiges war, das freut mich für ihn und für uns», sagte der Österreicher. «Er ist ein ganz, ganz torgefährlicher und interessanter Spieler für uns», beschrieb Köllner seinen Joker.

Für Aufregung hatte am Samstag mal wieder der Videobeweis gesorgt. Erst wurde der vermeintliche Führungstreffer von Ishak (25.) wegen einer Abseitsposition aberkannt. Dann erhielt der Hannoveraner Miiko Albornoz (29.) von Schiedsrichter Bastian Dankert nachträglich eine zweifelhafte Rote Karte wegen einer Notbremse, die jedoch eher nur ein leichter Kontakt gewesen war. «Es ist immer blöd, wenn Dinge wieder zurückgenommen werden, wenn dann überlegt wird. Fußball lebt von seiner Dynamik», erneuerte Köllner seine Kritik am Videobeweis. «Das ist für den Fußball einfach nicht erträglich.»

Knöll konnte der Wirbel schlussendlich egal sein. Der junge Mann mit dem nicht ganz gewöhnlichen Vornamen – seine Mutter hatte einen Arbeitskollegen namens Törles und fand Gefallen daran – bewies, dass auf ihn Verlass ist. «Ich bin ein kleiner Esoteriker. Positives Denken gehört dazu und wenn man Positives denkt, zieht man Positives an», erklärte er seine Einstellung. Sein Opa wäre stolz auf ihn.


(dpa)

(dpa)