DFB-Machtwort sorgt für Kopfschütteln in der 3. Liga

Leipzig – Es rumort gewaltig in der 3. Fußball-Liga.

Mit seinem Machtwort und der Entscheidung, den Neustart nach der Corona-Pause auf das Pfingstwochenende zu legen, hat der Deutsche Fußball-Bund die Mehrzahl der Vereine vor vollendete Tatsachen gestellt und den Zorn eines Teils der Liga auf sich gezogen. Die betroffenen Vereine versuchen nun, den schnellen Neustart irgendwie noch abzuwenden – müssen sich aber gleichzeitig sportlich darauf vorbereiten.

Die Abbruch-Befürworter Hallescher FC und FC Carl Zeiss Jena hatten bereits am Donnerstag nach Bekanntwerden des Neustarttermins rechtliche Schritte angekündigt. Nach dpa-Informationen wurde am Freitag geprüft, welche Maßnahmen möglich sind. Die Vereine, die gegen den Neustart der Liga sind, trafen per Telefon Absprachen und suchen nun nach einem gemeinsamen Anwalt.

Rein sportlich gibt es weiterhin von vielen Seiten Kopfschütteln über den DFB und die Art, wie er mit den Vereinen umgeht. Die Information der Clubs erfolgte per E-Mail am späten Mittwochabend. Am Donnerstag wurde per Präsidiumsbeschluss alles fixiert. Die elf Spieltage werden in englischen Wochen durchgezogen, die Saison soll am 4. Juli beendet werden. Die Relegation soll bis zum 11. Juli abgeschlossen sein.

Um das zu erreichen, müssen die Drittligisten bereits am Samstag das im Hygienekonzept festgelegte siebentägige Quarantäne-Trainingslager beziehen. Halle, Jena, Preußen Münster und der 1. FC Magdeburg absolvierten bislang wegen der politischen Verfügungen in ihren Bundesländern nur Kleingruppentraining ohne Körperkontakt.

«Andere Clubs dürfen schon voll trainieren. Wir nicht. Was wir tun, ist Lichtjahre davon entfernt, was ich unter professioneller Vorbereitung verstehe. Eines steht schon jetzt fest: Es wird die unfairste Saison aller Zeiten», echauffierte sich Magdeburgs Trainer Claus-Dieter Wollitz in der «Bild».

Der FCM muss wie alle anderen Clubs am Wochenende zwei Corona-Tests erbringen und in das vorgeschriebene Quarantäne-Trainingslager reisen. Das kann nicht in Sachsen-Anhalt stattfinden, da dort noch bis 27. Mai Mannschaftstraining untersagt ist. Liga-Konkurrent Halle trainiert im Münsterland, wo am Wochenende auch der Neustart gegen Preußen Münster ansteht. Wobei unklar ist, ob dort wirklich gespielt werden kann, denn der Verein sieht sich nicht in der Lage, die strengen Hygienebestimmungen im Stadion zu gewährleisten.

Der DFB erklärte dazu, man wolle die Vereine bei der Suche nach einem Ausweichspielort unterstützen. Allerdings: Die Initiative müsse von den Clubs ausgehen. Der DFB forderte die Vereine zudem schriftlich dazu auf, Druck auf die Politik auszuüben. «Die Vereine, an deren Standorten per Verfügungslage noch kein Profispielbetrieb erlaubt ist, sind nun noch einmal dazu aufgefordert, in aktive Klärung mit den zuständigen Behörden zu treten», hieß es in der DFB-Mitteilung.

«Jeder macht auf irgendeine Weise Politik. Nur, wer den meisten Druck ausübt und mit dem Finger auf uns zeigt, das ist der DFB», sagte Halles Sportchef Ralf Heskamp im MDR. «Die machen die meiste Politik im Hintergrund. Sie setzen Politiker unter Druck, und das finde ich unverschämt», fügte er hinzu.

«Ohne Gespräche mit den Ländern über die Verfügungslagen zu führen, setzt der DFB im Alleingang den Vereinen die Pistole auf die Brust», sagt der Thüringer CDU-Fraktionschef und Aufsichtsratsvorsitzende des FC Carl Zeiss Jena, Mario Voigt, der «Ostthüringer Zeitung». Es sei «ein dreistes Vorgehen des größten Fußballverbandes Europas», zu fordern, in ein anderes Bundesland auszuweichen, wenn die rechtliche Situation einen Spielbetrieb nicht zulasse.

Damit gibt es viel Konfliktpotenzial für den außerordentlichen DFB-Bundestag am Montag. Bei der Online-Veranstaltung sollte eigentlich über einen möglichen Saisonabbruch in der 3. Liga debattiert werden. Dazu waren die Abbruch-Befürworter aufgerufen, entsprechende Konzepte einzureichen. Die liegen inzwischen von mehreren Seiten vor. Wie damit nun verfahren wird, nachdem der DFB die Clubs vor vollendete Tatsachen gestellt hat, bleibt abzuwarten.


(dpa)

(dpa)