Die schwere Reise der deutsche Slalomkanuten nach Rio

Rio de Janeiro – Die schmerzvollen Erinnerungen an den Tod von Stefan Henze kommen jetzt wieder auf. Zwei Jahre nach den schrecklichen Ereignissen in Rio de Janeiro sind Deutschlands Kanuten mit gemischten Gefühlen zur Weltmeisterschaft gereist.

Sportlich zählt das Team von Chefcoach Michael Trummer zu den Favoriten, getrübt wird aber jeder Tag in der Olympia-Stadt durch den tödlichen Taxi-Unfall von Trainer Henze am 15. August 2016.

Wohlwissend um die Problematik vor Ort hat die deutsche Teamführung die Mannschaft vorbereitet. «Wir hatten hier schon ein WM-Vorbereitungslager, das ist auch zusammengefallen mit dem Todestag von Stefan. Dort haben wir uns einen Tag lang sehr intensiv damit beschäftigt», sagte Trummer. Man sei auch gemeinsam am Grab gewesen und habe dort alles besprochen, «was uns rund um das Thema passieren könnte». Das traurige Thema musste vor allem deshalb aufgearbeitet werden, damit das deutsche Team vor Ort keine Überraschungen erlebt, so der Tenor.

So wie vor einem Jahr, als sich die Brasilianerin Ivonette Balthazar öffentlichkeitswirksam mit dem Spenderherz von Henze in Rio präsentierte. Sie hatte unmittelbar nach dem tödlichen Taxi-Unfall von Henze dessen Herz transplantiert bekommen. Schon wenige Tage später hatte sie die für sie lebenswichtige Organspende öffentlich gemacht.

Die Familie von Stefan Henze wollte dies nicht. Schon während der Sommerspiele berichteten Medien in Brasilien darüber. Cheftrainer Trummer hätte sich mehr Diskretion gewünscht und appellierte zugleich an die Vernunft: «Alle möchten, dass die Angehörigen Ruhe und Frieden finden, um soweit es irgend möglich ist, ins Leben zurückzufinden».

Daher soll der Fokus in den WM-Tagen auf dem Sportlichen liegen. «Mit den Ergebnissen in diesem Jahr sind wir zufrieden, die Zuspitzung auf die WM hat auch funktioniert. Aber die WM ist der Gradmesser», sagte Trummer, der zwei Einzelmedaillen in den vier olympischen Disziplinen zum Ziel gesetzt hat: «Egal welche Farbe.» Da relativ wenig Training vor Ort möglich ist, sollen die Athleten die Feinabstimmung vor allem in den Teamdisziplinen am Dienstag vornehmen.

Zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Tokio sind die Stangen-Künstler voll im Soll. «Wir haben eine gute Anzahl jüngerer Boote mit drin, die teilweise noch in der U23 angesiedelt sind. Die WM soll Erfahrung bringen. Danach wollen wir dann deutlich anziehen», meinte der Cheftrainer. An den Etablierten führt so schnell kein Weg vorbei. Auch am Fuße des Zuckerhutes gehören Kajak-Europameisterin Ricarda Funk aus Kreuznach, die das Weltcupfinale gewann, und der Augsburger Sideris Tasiadis mit seinen drei Weltcupsiegen zu den Favoriten. Auch Vereinskollege Hannes Aigner kann im Kajak-Einer jederzeit in den Medaillenbereich reinfahren. Aufsteigende Form zeigte mit Platz zwei im letzten Weltcup-Rennen zeigte auch der Canadier Franz Anton aus Leipzig.


(dpa)

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