Die Stimmung bei den Berliner Eishockey-Fans kippt

Berlin – Gute Stimmung herrschte bei den Fans der Eisbären Berlin am Mittwochabend nur vor dem Spiel gegen die Krefeld Pinguine.

Anlässlich der Bannerzeremonie für Stefan Ustorf feierten sie den Geehrten als ehemaligen Profi sowie die Helden vergangener Tage, die für sieben Meistertitel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verantwortlich waren. Weil es beim 2:3 nach Verlängerung gegen den Tabellenletzten anschließend spielerisch so trist zuging wie so oft in den vergangenen Wochen, verlor das treue Publikum die Geduld. «Wir wollen euch kämpfen sehen!», skandierte die Menge, oder: «Aufwachen!»

Weil das alles nicht half, um den Spielfluss der Mannschaft zu verbessern, setzten die meisten der 14 200 Fans in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof auf Galgenhumor. Gesanglich wurde unter anderem «Freibier für alle» sowie «Kaffee und Kuchen» verlangt. Wenn es auf dem Eis nichts zu lachen gibt, muss man sich eben selbst unterhalten.

Verteidiger Constantin Braun wollte von alldem nichts mitbekommen haben. «Im Spiel bin ich ganz fokussiert», sagte er. Auf die Frage, was er von einer solchen Reaktion halte, sagte er: «In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit, jeder darf sagen, was er will.»

Die Eisbären-Fans sind bekannt für ihre Diskussionskultur. Als Höhepunkt verließen sie in den Playoffs 2013 auch schon mal geschlossen die Halle, weil sie mit der Preispolitik des Vereins unzufrieden waren. Die Liebe zum Verein ist auch heute noch ungebrochen. Dass die Berliner mit Ausnahme der vergangenen Saison seit dreieinhalb Jahren nur noch zum Mittelmaß gehören, sorgt aber etwa in den sozialen Netzwerken zunehmend für teils heftige Auseinandersetzungen. «Man muss das verstehen, sie wollen uns lieber siegen sehen», sagte Cheftrainer Uwe Krupp.

Krupp selbst steht weniger in der Kritik als Geschäftsführer Peter John Lee sowie Stefan Ustorf in seiner Funktion als Sportlicher Leiter. Beide werden wegen ihrer Personalpolitik für den aktuell bedenklichen Zustand des einstigen Dominators verantwortlich gemacht.

Gerade am Freitag dürfte sich das wieder offenbaren, wenn die Berliner beim deutschen Meister in München zu Gast sind. Gegen den am besten bestückten Kader der Liga kann es in der aktuellen Situation nur um Schadenbegrenzung gehen. Mit aktuell vier verletzten Leistungsträgern (Darin Olver, Marcel Noebels, Frank Hördler, Jonas Müller) ist die Mannschaft vorerst nicht in der Lage, bei den Fans für gute Stimmung zu sorgen.


(dpa)

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