DOSB-Präsident: «Sport benötigt an allen Stellen Geld»

Frankfurt/Main – Viele Vereine des Deutschen Olympischen Sportbundes sind in der Coronavirus-Krise in Not geraten. «Dass der Sport an allen Stellen Geld benötigt, ist sonnenklar», sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann der Deutschen Presse-Agentur.

In allen Bundesländern seien längst Notprogramme in der Umsetzung. Ende März hat auch der DOSB einen Unterstützungsfonds aufgelegt und eine Million Euro aus seiner Stiftung Deutscher Sport bereitgestellt. «Das sind die Sofortmaßnahmen. Da geht es um Liquiditätshilfe», erklärte Hörmann. Über erste Auszahlungen sei am Mittwoch entschieden worden. «Das hat aber noch nichts damit zu tun, wie es mit den mittel- und langfristigen Auswirkungen aussieht.»

Bisher ist die finanzielle Schieflage der Vereine und Verbände des DOSB schwer abschätzbar und eine Hochrechnung schwierig, was auf lange Sicht zur Stabilisierung oder gar Rettung noch gebraucht würde. Deshalb hat der DOSB eine Studie beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte in Auftrag gegeben. «Wir haben 50 Verbandsrückmeldungen bekommen. Das ist in etwa die Hälfte und dürfte schon ein gutes und repräsentatives Bild ergeben», berichtete Hörmann am Mittwoch in der Sitzung des Sportausschusses im Bundestag.

Die Ergebnisse der Studie sollen in den kommenden zwei Wochen ausgewertet werden. «Ende Mai müssten wir da eine gute und plausible Übersicht haben», so der DOSB-Chef. Dass dabei unter dem Strich eine Summe für den Geldbedarf in der Not herauskommt, erwartet er nicht. «Das kann nicht sein, weil alles das, was wir diskutieren, in Szenarien betrachtet werden muss», erklärte Hörmann.

Wann seien wieder Wettkämpfe, wann werden Veranstaltungen wieder möglich sein? «Deshalb kann es nur eine erste Annäherung oder Grobübersicht sein. Alles andere wäre unrealistisch», betonte er.

Aus einer Übersicht des DOSB mit den Fördermöglichkeiten für den Sport geht hervor, dass die 16 Bundesländer mindestens mehr als 171 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen und Sonderprogramme bereitstellen. Dabei waren fünf Länder aufgeführt, für die keine konkreten Beträge genannt sind.

Der Präsident des Deutschen Handballbundes, Andreas Michelmann, hält Finanzhilfen von Bund und Ländern für dringend geboten. Bei Clubs, wo die Etats «auf Kante genäht» waren, werde es sehr schwierig, sagte der Sprecher der Teamsportarten in Deutschland, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Da erwarten wir Hilfe der Politik. Denn dies sind keine selbst gemachten Probleme, sie hängen mit den staatlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise zusammen», sagte Michelmann.

«Dass es Probleme bei den Vereinen gibt, ist ja völlig unbestritten», sagte die Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag (SPD). «Ich habe immer gesagt, dass wir belastbare Informationen brauchen und wissen müssen, inwieweit die Rettungsschirme der Länder greifen.» Wenn dann klar würde, dass erhebliche Probleme da sind, «müssen wir schauen, ob wir im Rahmen bestehender Programm nachsteuern können».

Die finanziellen Folgen fallen bei den Vereinen sehr verschieden aus. «Es macht einen Unterschied, ob ein Verein einfach ehrenamtlich engagiert ist oder ob er sich Reha-Sport oder Bildungsangeboten widmet», erklärte Hörmann. «Besonders bei der Reha sieht es zappenduster aus. Diese Vereine sind ganz eklatant betroffen.»

Prekär sei die Lage auch in den Topligen außerhalb des Fußballs. «Da gibt es die Situation, dass Land unter ist. Im Basketball und Handball stehen die Vereine allesamt in der Spitze nicht mehr allzu weit vom Abgrund entfernt», erläuterte Hörmann. «Da dauert es nicht mehr lange und wir werden die ersten Insolvenzfälle haben. Es kommt so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn es so weitergeht.»


(dpa)

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