FIFA erlaubt Videoschiedsrichter bei WM

Bogotá (dpa) – Nie mehr Wembley-Tor, aber bestimmt weiter viele hitzige Debatten. Wie erwartet hat das FIFA-Council den Einsatz des Videobeweises für die WM im Sommer in Russland genehmigt.

Erstmals werden damit beim wichtigsten Fußball-Turnier die Entscheidungen der Schiedsrichter bei spielentscheidenden Situationen durch die sogenannten Video Assistant Referees (VAR) überprüft.

Das Gremium um DFB-Präsident Reinhard Grindel folgte damit in Bogotá der Linie von FIFA-Chef Gianni Infantino, der den Videobeweis in den vergangenen Monaten trotz anfänglich großer Probleme in der Testphase beim Confed Cup und in der Bundesliga stets befürwortet hatte.

«Das FIFA-Council hat für den Einsatz des #Videoassistenten bei der WM 2018 gestimmt. Wichtig ist nun, dass die #Schiedsrichter-Teams so geschult werden, dass eine klare Kommunikation und eine reibungslose Umsetzung gewährleistet sind. Das hat uns der FIFA-Präsident zugesichert», schrieb Grindel.

Konkret heißt dies: Es sollen nur Video-Schiedsrichter aus Ländern zum Einsatz kommen, die auch in ihrer Liga schon mit dem System gearbeitet haben. Beste Chancen haben somit die deutschen Unparteiischen Felix Zwayer und Bastian Dankert auf eine WM-Teilnahme im Match Center in Moskau, wo die VAR arbeiten werden. Felix Brych scheint als normaler Referee gesetzt.

Grindel war nach dpa-Informationen das einzige Council-Mitglied, das in der Sitzung noch Fragen zum Prozedere stellte. Nach den Versicherungen Infantinos und durch den stellvertretenden Generalsekretär Zvonimir Boban stimmte auch der DFB-Chef wie alle anderen Council-Mitglieder für den WM-Einsatz. Fans im Stadion und die TV-Zuschauer sollen die Überprüfung der Referees erläutert bekommen.

Möglich wird der WM-Einsatz der Video-Referees durch eine Entscheidung des International Football Association Boards (IFAB) Anfang des Monats. Die Hüter der Fußball-Regeln hatten den Video-Schiedsrichter als Option in das Regelwerk aufgenommen, die konkrete Anwendung aber den jeweiligen Ligen und Turnierausrichtern überlassen. Deswegen musste das FIFA-Council nun nochmals über den WM-Einsatz entscheiden. Gleichzeitig wurde auch die Nutzung bei der Club-WM im Dezember beschlossen.

Wie in der Bundesliga-Testphase wird der Video-Schiedsrichter bei den 64 WM-Spielen nur in vier Spielsituationen eingreifen dürfen: bei einem Tor, einer Abseitssituation, einem Platzverweis oder bei einer Verwechslung eines durch den Schiedsrichter zu bestrafenden Spielers. Diese Einschränkungen der sogenannten spielentscheidenden Szenen hatte das IFAB nach Auswertung der Testphase aufrecht erhalten.

Die deutschen Fußball-Funktionäre hatten sich schon vor der Sitzung in Bogotá klar für den Videobeweis stark gemacht. Auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ist sich sicher, dass der Fußball «fairer und seriöser» wird. Liga-Chef Christian Seifert hatte bereits angekündigt, dass die Technikhilfe in der kommenden Saison in der Bundesliga genutzt werden soll. Die Ligaversammlung entscheidet darüber am kommenden Donnerstag.

Die FIFA hatte unter dem ehemaligen Präsidenten Joseph Blatter lange Zeit technische Neuerungen abgelehnt. Nach vielen Fehlentscheidungen bei der WM 2010 wurde aber zum Turnier 2014 die Torlinientechnik erlaubt. Die Video-Schiedsrichter sind nun der nächste Schritt in dieser Entwicklung.

(dpa)